VerkehrspsychologieVerkehrspsychologie ist ein junges, wachsendes Gebiet der Psychologie mit einer dennoch langen wissenschaftlichen Tradition. Einige der ersten empirischen Studien der Psychologie befassten sich mit verkehrsbezogenen Fragestellungen, vor allem mit der Eignung von Menschen zum Führen von Kraftfahrzeugen. Im deutschsprachigen Raum liegt der Schwerpunkt verkehrspsychologischer Praxis seitdem in der verkehrspsychologischen Diagnostik und in der Beratung, Rehabilitation und Nachschulung auffälliger Kraftfahrer. In diesem Bereich hat sich in Deutschland mit den neuen Straßenverkehrsgesetzen seit 1999 eine weitere Ausweitung beruflicher Tätigkeitsfelder ergeben. Neben Problemen der Diagnostik und therapeutischen Methoden zur Wiederherstellung der Fahreignung befassen sich Verkehrspsychologen in der Praxis wie vor allem auch in der Forschung, oft in Kooperation mit Ingenieuren, Wirtschaftswissenschaftlern und Medizinern, mit einem weiten Bereich von Fragen der Mobilität insgesamt und des Verhaltens im Straßenverkehr im besonderen. Dabei interessieren vor allem die Wechselbeziehungen zwischen Mobilitäts- Transport- und Verkehrssystemen einerseits und menschlichem Erleben und Verhalten andererseits. Sechs Gebiete der Verkehrspsychologie lassen sich im Überblick unterscheiden (vgl. Schlag, 1999): Teilbereiche1. verkehrspsychologische Diagnostik: Fahreignungsdiagnostik, vor allem nach Auffälligkeiten; 2. Beratung, Rehabilitation und Nachschulung auffälliger Kraftfahrer; 3. Unfallforschung und Verbesserung der Verkehrssicherheit, bezogen auf Verkehrsteilnehmergruppen (Altersgruppen, Arten der Verkehrsbeteiligung), gleichzeitig mit Bezug zur Verkehrswege- und Fahrzeuggestaltung; Wahrnehmung, Kognition und Aufmerksamkeit beim Fahren, Risikobereitschaft und Fahrmotive, Interaktionen und Sozialpsychologie des Fahrens; 4. Ausbildung und Aufklärung: Verhaltensbeeinflussung durch rechtliche (enforcement), pädagogische, fahrzeug- und straßenseitige Maßnahmen; schulische und außerschulische Verkehrserziehung, Fahrausbildung, Fahrlehrerausbildung, Verkehrsaufklärung, Kampagnengestaltung und Marketing; 5. Forschung und Beratung zu Fragen der Mobilität und der Verkehrsplanung (Verkehrspolitik): Mobilitätspsychologie (Mobilitätsmanagement), Verkehrsmittelwahl, psychologische Aspekte der Gestaltung der Verkehrswege und der Verkehrsumwelt, Angebotsqualität und Qualitätsmanagement; 6. Fahrzeuggestaltung: Fragen der Ergonomie, aber auch des Umgangs mit fahrzeugseitigen Angeboten (beispielsweise Risikokompensation), Analyse wesentlicher Fahraufgaben und der Voraussetzungen, die Kraftfahrer zu ihrer Bewältigung benötigen, Gestaltung und Design von Fahrzeugen (Fahrerassistenzsysteme), Akzeptanz technischer und organisatorischer Innovationen (zum Beispiel Road pricing, Maut); zudem Bahn- und Flugpsychologie als weitere Entwicklungsfelder. Empirische Forschung in der Verkehrspsychologie befasst sich vor allem mit der Optimierung der bestehenden Praxis und mit innovativen Gebieten, aus denen sich zukünftig relevante verkehrspsychologische Berufsbilder entwickeln können. Dabei wendet verkehrspsychologische Forschung nicht nur theoretische und methodische Grundlagen der Psychologie an; sie ist gerade wegen ihrer interdisziplinären Einbindung ein innovatives Forschungsgebiet mit teilweise eigener Methodik und eigenständigen theoretischen Ansätzen. Neue Erkenntnisse und neue Praktiken ergeben sich heute in vielen Wissenschaftsbereichen weniger aus erstmaligen Erfindungen oder neuen Entdeckungen, sondern in hohem Maße aus Transferleistungen zwischen unterschiedlichen Wissensgebieten. Gemeinsamer Erkenntnisgegenstand bleibt dabei das Mobilitätsverhalten und Mobilitätserleben der Menschen. RessourcenBücher
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