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Verliebtheit

Verliebtheit ist ein Gefühl der Hingezogenheit zu einer anderen Person, das nach einer gewissen Zeit abflauen kann oder in Liebe mündet.

Psychologie

Verliebtheit kann auch auf Distanz entstehen und muss nicht zwingend auf Gegenseitigkeit beruhen. Der Verliebte projiziert dabei seine Vorstellungen, Träume und Wünsche auf die Person seiner Begierde, die mitunter die Gefühle des anderen nicht einmal bemerkt, wobei die Person der Verliebtheit derart idealisiert wird, dass es der Realität nicht mehr entsprechen muss.

Auffällig bei der Verliebtheit sind wenige durchgängig auftretende Phänomene, die erwähnenswert sind. So scheint sich eine emotionale Bindung zu dem Gegenüber aufzubauen, die je nach Individuum an Stärke variiert. Mitunter scheint das Gefühl so mächtig, so verzehrend, dass der Mensch glaubt, nur mit diesem einen Wunschpartner glücklich werden zu können. Fast immer erliegt der Verliebte der Täuschung, sein von ihm begehrter Wunschpartner empfände für ihn ähnliche Gefühle wie er selbst. Mit zunehmender Lebenserfahrung sieht man die Dinge dann immer gelassener, die schwärmerische Intensität des Verliebtheitsgefühls ist der Jugend vorbehalten.

In der akuten Phase der Verliebtheit steht jedoch auch dem reiferen Menschen der ausgleichende Verstand nicht zur Verfügung. Biologisch scheint dieses Verhalten der Vorbereitung bzw Einleitung der sexuellen Fortpflanzung zu dienen.

Die Verliebtheit kann sich auch in körperlichen Phänomenen bemerkbar machen. So fühlen sich Betroffene anfangs oft fast krank, weil sie an Appetitlosigkeit, schweißigen Händen, rasendem Puls und teilweise auch an Schlaflosigkeit leiden. Die Gedanken des Verliebten kreisen fast ununterbrochen um die geliebte Person. Durch diesen Stresszustand, der anscheinend sogar das Immunsystem stärken soll, kann es auch kommen, dass die Betroffenen vorübergehend ebenfalls unter Verdauungsproblemen, wie Durchfall leiden. Obwohl dieser Zustand am Anfang eher beängstigend als erfreuend wirkt, wird, sobald sich herausstellt, dass die Verliebtheit auf Gegenseitigkeit beruht, das Ganze als sehr positive Erfahrung gewertet.

Biologie

Neuere Theorien vermuten, dass der Geruchssinn entscheidend daran beteiligt ist, ob und in wen wir uns verlieben. Auf unbewusster Ebene könne das Gehirn über den Eigengeruch einer anderen Person erkennen, wie das Immunsystem des anderen beschaffen sei. Ist es komplementär zum eigenen, haben die Nachkommen die größte Chance auf ein wehrhaftes Immunsystem. Sprichwörter wie "Gegensätze ziehen sich an" oder "jemanden nicht riechen können", erscheinen sinnesphysiologisch bestätigt.

Das Gehirn eines Verliebten unterliegt einer gesteigerten Produktion des Belohnungs-Neurotransmitters Dopamin, die den Verliebten instand setzt, einige Anstrengungen auf sich zu nehmen, auf Essen und Trinken zu verzichten und kaum Schmerzen zu empfinden. Im Allgemeinen flaut dieser Zustand der gesteigerten positiven Empfindungen nach rund anderthalb Jahren ab. Das Gehirn hat sich dann an den Level an Dopamin gewöhnt. Wenn die Verliebtheit dann nicht in gegenseitige Liebe übergegangen ist, zu der nicht nur biologische Anziehung, sondern auch sozio-kulturelle Faktoren gehören, gehen die Beziehungen über kurz oder lang kaputt.

Romantik

Da aber die Verliebtheit auf Gefühlen beruht und von jedem Menschen anders wahrgenommen wird, gestaltet sich eine rationale Erklärung schwierig. Es ist mehr als bloße Zuneigung und Wunsch nach Zusammensein, eher ein Versuch das Herz mit Liebe zu erfüllen. Viele Leute beschreiben es als eine Art Rauschzustand und Verliebtheit wird sehr oft als inspirierend empfunden. Unzählige Liebesgedichte basieren auf Empfindungen während der Verliebtheit und viele Leute verleihen ihren Gefühlen mit Hilfe eines Liebesbriefs Ausdruck. Oft empfindet man aber so viele Gefühle, dass es schwierig fällt sie zu ordnen oder niederzuschreiben. Die begehrte Person erscheint in dieser Zeit als makellos und perfekt und man versucht sie mit romantischen Gesten zu beeindrucken. Ein Zusammentreffen mit dieser Person wird meist immer als äußerst positive Erfahrung gewertet, auch wenn viele ihr Verhalten in Gegenwart der begehrten Person verändern, auf Grund der Angst etwas Falsches zu tun und wegen der vielen intensiven Gefühle, die jemand in dem Moment verspürt, aber nicht immer einordnen kann.

Dagegen erscheinen Momente, in denen man nicht zusammen ist, häufig als schmerzhaft. Besonders schmerzhaft gestaltet es sich auch dann, wenn die Zuneigung nicht erwidert wird. Für manche scheint dann für kurze Zeit eine Welt zusammenzubrechen, doch dieses Gefühl des Liebeskummers legt sich in der Regel nach einiger Zeit wieder. Sie ist in jedem Fall als eine sehr intensive Erfahrung zu sehen, geht aber oftmals nicht in Liebe über.

Kultur

Bei den Makassaren wird Verliebtheit mit allen ihren körperlichen Nebenwirkungen als typisches Phänomen der Jugend, sogar als Krankheit angesehen. Betroffene sind überzeugt, deswegen dringend einen Heiler für eine Therapie dagegen aufsuchen zu müssen. Liebe dagegen in der im "westlichen Kulturkreis" bekannten Form kommt nicht vor, dagegen gibt es unter Paaren eine eigene Art wohlwollenden Respekt. (Quelle: Sendung "Studiozeit", 2.6.2005 Deutschlandfunk)

Literatur

  • William Shakespeare: Romeo und Julia
  • Manfred Hassebrauck, Beate Küpper: Warum wir aufeinander fliegen; Rowohlt; 2002; ISBN 3-499-61347-6
  • Gary Chapman: Die fünf Sprachen der Liebe, ISBN 3-86122-621-9