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Gehirnwäsche

Gehirnwäsche, als Lehnübersetzung abgeleitet vom englischen Brainwashing, oder Mentizid (lat.) bezeichnet eine Methode zur Beeinflussung eines Menschen, indem durch spezielle physische und/oder psychische Maßnahmen sein bisher entwickeltes System ethisch-moralischer und ideologischer Bewusstseinsinhalte abgebaut und im Sinne des Manipulators umgeformt und neu aufgebaut wird. Die Anwendung von Gehirnwäsche widerspricht als Art der Folter den menschlichen Grundrechten, und wird heute moralisch als absolut indiskutabel erachtet. Der US-amerikanische Journalist und CIA-Mitarbeiter Edward Hunter schilderte in einem Artikel in Miami Daily News 1950 die Behandlung von US-Soldaten durch chinesische Kommunisten während des Koreakrieges. In diesem Artikel prägte Hunter den Begriff "brainwashing" als wörtliche Übersetzung aus dem chinesischen umgangssprachlichen Ausdruck hsi-nao; hsi bedeutet "waschen", und nao bedeutet "Gehirn" (siehe dazu die englische Fassung dieses Artikels).

Umgangssprachlich wird das Wort "Gehirnwäsche" vermehrt auch für verschiedenste psychologische Formen der Beeinflussung (wie zum Beispiel Propaganda, Werbung oder gezielte Desinformation) benutzt, die weit von der eigentlichen Bedeutung des Wortes "Gehirnwäsche" entfernt sind.

Methodik

Diese Prozedur stellt in physischer und psychischer Hinsicht eine außerordentliche Belastung für den Betroffenen dar, indem solche Methoden wie Nahrungs- und Schlafentzug, körperliche Überbeanspruchung, Isolierung von natürlichen Umweltbedingungen u.a. zu einer intellektuellen und emotionalen Desorganisation führen mit dem Ziel, Geheimnisverrat, falsche Aussagen oder Änderungen politischer und moralischer Ansichten zu erwirken.

Das Opfer übernimmt und verinnerlicht dabei unbewusst die Vorstellungen und Ansichten des Konditionierers, um dadurch weiterer psychischer oder physischer Gewalt oder gar dem angedrohten Tod zu entgehen. Die Verbündung mit dem „allmächtigen” Gehirnwäscher ist für das Opfer die einzige Möglichkeit, um aus dieser anhaltenden (lebens-)bedrohlichen Situation zu entkommen. Hierbei wird der Selbsterhaltungstrieb des menschlichen Unterbewusstseins ausgenutzt. Die „Aufgabe” des Gehirnwäschers besteht darin, gespielte Kooperation des Opfers als solche zu erkennen, abzulehnen und die Bestrafungen daraufhin zu verschärfen.

An irgendeinem Punkt kann das Opfer dann psychisch und physisch die andauernde Gewalt nicht länger aushalten. Eine gespielte Kooperation war mehrfach erfolglos. Als einzige Möglichkeit zum Lebenserhalt bleibt nun dem Unterbewusstsein, die Ansichten des Gehirnwäschers tatsächlich zu übernehmen. Die Psyche des Opfers „kippt” dann dementsprechend tatsächlich „um”. An diesem Punkt wird das Opfer jede beliebige Ansicht oder Denkweise unreflektiert übernehmen und verinnerlichen, um im Gegenzug dafür überleben zu können. Danach stattfindende Verhöre sind demnach sehr erfolgreich.

Diese Form der Konditionierung hält auch lange nach der Gehirnwäsche noch an, wenn dem Opfer der Eindruck vermittelt wird, dass eine Abwendung von diesen „implantierten” Ansichten sofort zu erneuter noch schlimmerer Bestrafung führen würde. Dafür wird der Gehirnwäscher glaubhaft machen, dass er auch in Zukunft jederzeit volle Zugriffsmöglichkeit auf das Opfer haben wird.

Wirkungsweise

Die Gehirnwäsche basiert auf der Beeinflussung des Unterbewusstseins (Selbsterhaltung). Das Bewusstsein des Opfers wird während der Gehirnwäsche meist durch Hypnose, Psychopharmaka, Erschöpfung, Übermüdung, Folter, Sauerstoffmangel, Reizüberflutung oder Reizentzug effektiv „ausgeschaltet”. Zum Selbsterhalt wird das Unterbewusstsein die Manipulation in aller Regel vor dem Bewusstsein verbergen. Daher ist dem Opfer seine Manipulation später oft nicht bewusst (Amnesie). Häufig erzeugen die Gehirnwäscher die Amnesie auch absichtlich z. B. durch Hypnose (posthypnotische Amnesie), Drogen oder Elektroschocks.

Anwendung

Gehirnwäsche wird häufig in Diktaturen gegenüber politischen Gefangenen verwendet und immer wieder auch mit Sekten in Verbindung gebracht. Auch ist sie bis heute noch ein beliebtes militärisches Mittel zur „Umprogrammierung” feindlicher Soldaten und wird vermehrt von der US-amerikanischen und russischen Armee wie auch von zahlreichen Terrororganisationen gezielt an Einzelpersonen oder größeren Gruppen über Tage und Wochen hin durchgeführt.

Menschenrechte

Gehirnwäsche widerspricht den Menschenrechten nach der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen und der Europäischen Menschenrechtskonvention: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.

Weblinks

Siehe auch: Folter, Hypnose, Konditionierung, Menschenrechte, Milgram-Experiment, Deprivation, sensorische Deprivation, Reizentzug, Isolationshaft, camera silence, Stockholm-Syndrom, Schwarze Pädagogik.