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Religionspsychologie

Den Anstoß zur Gründung der Religionspsychologie als Zweig der Psychologie gab Friedrich Schleiermachers Schrift 'Psychologie' aus dem Jahr 1862. Die Religionspsychologie untersucht Formen, Gesetze und Entwicklung sowie die seelischen Voraussetzungen und Vorgänge beim religiösen Erleben. Dazu zählen beispielsweise religiöser Glaube, Gotteszweifel, Gotteserlebnis und Phänomene wie Missionierung und Bekehrung, Reue und Sünde, Buße und Beichte, aber auch das Gebet (A. Vergote, T. Peeters). Sonderformen und Grenzfälle aus dem Bereich der Religionspsychopathologie, beispielseweise Ekstase und Stigmatisation, gehören ebenfalls zum Gegenstandsbereich dieser Wissenschaft. Außerdem untersucht die Religionspsychologie charakterologische Eigenarten der Religionsstifter, -träger und -repräsentanten ebenso wie die der Gläubigen. Zu ihren Kernstücken gehören dabei Motivationsforschung (A. Vergote) und die Erforschung der Tiefenperson.

In enger Verbindung mit der Religionssoziologie beschreibt die Religionspsychologie auch die Bedingungen religiösen Erlebens in der Gesellschaft: Struktur und Schichtung der Bevölkerung hinsichtlich des religiösen Lebens, Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Glaubensgemeinschaft und gläubigem Individuum sowie das Wesen religiöser Gemeinschaften, der Katholischen Kirche, des Christentums allgemein, des Judentums oder des Islams etwa.

Nicht selten steht die empirische Religionspsychologie dabei allerdings vor großen methodischen Problemen. Das liegt am schwierigen experimentellen Zugriff und auf Schwierigkeiten bei der exakten Dokumentation und Wiedergabe religiösen Erlebens. Um so wichtiger werden die Rollen von Introspektion, Dokumentation und Deskription; wobei die Religionspsychologie hier Hand in Hand mit der Religionsphänomenologie arbeitet (Max Scheler, van der Leeuw). Wichtige Grundlagen sind für die Religionspsychologie deshalb Berichte, Materialien und Enqueten sowie Memoiren über religiöse Erlebnisse, Erleuchtungen und Visionen.

Als besonders ergiebig hat sich die aus der vergleichenden Völker-Psychologie und Kulturanthropologie hervorgegangene vergleichende Religionspsychologie erwiesen; sie hat inzwischen eine Fülle verschiedenartigster religiöser Weltdeutungen beschrieben.

Siehe auch: Religionskritik