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Mnemotechnik

Mnemotechniken sind Gedächtnis- bzw. Merkhilfen jeder Art, z.B. in Form von kleinen Merksätzen oder Reimen (Eselsbrücken), als Schema oder in grafischer Form.

Das Wort Mnemotechnik leitet sich aus dem Griechischen (mnêmon = aufmerksam) ab und erinnert an die Mutter der Musen Mnemosyne, die daher folgerichtig die Göttin des Gedächtnisses war.

Bereits im alten Griechenland pflegten Redner sich der Mnemotechniken zu bedienen. Nicht ohne Grund, denn diese meist einfachen Techniken sind in der Lage, die Gedächtnisleistung um ein Vielfaches zu steigern. Mnemotechniken sind eigentlich nur Wege, Lerninhalte gehirngerecht zu verpacken, so dass sie später mit Leichtigkeit - um nicht zu sagen spielerisch - wieder abgerufen werden können. Wenn man sich beispielsweise mit Hilfe der Loci-Technik ?eine der ältesten Techniken-, eine zufällige Abfolge von Dingen nur einmal eingeprägt hat, wird man, auch ohne Wiederholung, genau diese Abfolge noch lange Zeit später wiedergeben können, darüber hinaus in der richtigen Reihenfolge.

Siehe auch: Mnemonik, Lullismus, Ramismus, Gedächtnistheater, Giulio Camillo, Giordano Bruno, Characteristica universalis

Loci-Methode

Ein typisches Beispiel für eine Methode der Mnemotechnik ist die Loci-Methode (von lateinisch locus für Ort). Um diese Technik beherrschen zu können, braucht es nur sehr wenig Aufwand. Wenn man sich auf herkömmliche Weise eine Abfolge von Dingen zu merken versucht, gerät oft vieles im Gehirn durcheinander. Mithilfe der Loci-Technik werden die Lerninhalte geordnet "encodiert". Anwendung: Wissensgebiet bei dem es auf Stichworte und deren Vollständigkeit und richtige Reihenfolge ankommt.

In der Loci-Technik wird für jeden Begriff ein eigener Platz reserviert, quasi Variablen geschaffen, die mit verschiedenen Inhalten belegt werden können. Diese Variablen liegen in einer übergeordneten, fixen Struktur, sodass es möglich wird, bei der Wiedergabe die genaue Reihenfolge einzuhalten. Die fixe Struktur, von der vorher die Rede war, kann ein wohlbekannter Weg sein, aber auch ein Raum. Es muss im zweiten Falle nicht unbedingt ein realer Raum sein. Man kann sich selbst seinen eigenen Raum schaffen, dies muss jedoch in größtmöglicher Detailgenauigkeit geschehen. Bei beiden Varianten ist es notwendig, ganz eindeutige Plätze auszuwählen, wo später die zu merkenden Dinge abgelegt werden können. Zusätzlich könnte man diesen Plätzen noch Nummern zuweisen. Anschließend kann man auf die geistig vorbereiteten Plätze das zu Merkende ablegen; besonders günstig ist es, wenn man mehrere Dinge zuerst zu einem Assoziationsbild verknüpft und dann erst gedanklich ablegt. So wird „Platz gespart” und man erinnert sich obendrein noch leichter. Man kann den Weg oder das Zimmer immer wieder benutzen, quasi neu „beschreiben”.

Einprägung per Spaziergang

  1. Man schreibt sich den Lernstoff auf Merkzettel auf.
  2. Man begibt sich mental auf einen Spaziergang (eine bestimmte Tour) und hält dann an bestimmten Orten (z.B. auf einer Bank an einer Bushaltestelle, bei einem Brunnen, bei einem Restaurant, bei einem markanten Baum) an und merkt sich den Stoff eines bestimmten Merkzettels.
  3. Auf dem Merkzettel wird notiert, an welchem Ort der Inhalt gelernt wurde.
  4. Man macht den Spaziergang (mit immer denselben Stationen) so lange, und wiederholt das Auswendiglernen der Merkzettel bis man das Thema beherrscht.
  5. In einer Prüfungssituation reicht es dann, sich gedanklich auf den Spaziergang zu begeben und man erinnert sich verhältnismäßig mühelos an das Gelernte.

Diese Methode funktioniert deshalb gut, weil das menschliche Gehirn Daten gut ortsabhängig einspeichern kann und assoziativ funktioniert. Die Idee geht auf die alten Griechen zurück (möglicherweise entstand sie noch früher). Die Wissenschaftler mussten damals viel mehr auswendig lernen, da Bücher als Handschriften teuer und selten waren. Die Methode heißt Loci-Methode und wird auch von heutigen Gedächtnissportlern benutzt.

Auch Redner in der Antike nutzten diese Technik, um ihre Reden auswendig zu lernen. Cicero schritt dabei gedanklich die Umgebung des Forums in Rom ab. Er beschreibt die Methode in seinem Werk "De oratore". Vermutlicher Erfinder ist Simonides von Keos mit seinem Gedächtnispalast, welcher um 500 v. Chr. lebte und ein berühmter Poet und Redner war.

Kettenmethode, Assoziationsketten

Bei dieser Methode werden die zu lernenden Begriffe wie die Glieder einer Kette so aneinander gehängt, dass die richtige Reihenfolge erhalten bleibt. Man denkt sich einfach eine Geschichte aus, in der die Begriffe Vorkommen. Die Gefahr besteht darin, dass ein Kettenglied verloren geht, die Assoziationskette sozusagen "reißt".

Selbst entwickelte Bildgeschichten als Merkhilfe

Ein Bild zum leichteren Merken der Inhalte des Altpaläolithikum.

Hintergrund ist eine Landkarte mit Europa und Afrika.
Es erfolgt der Anpfiff eines Volleyballspiels zwischen Afrika und Europa.
Auf Afrika stehen Vater, Mutter, Kind (2,5 Personen =2,5 Mio Jahre), auf Europa ein Elternteil mit Kind (1,5 Personen = 1,5 Mio Jahre).
Als Volleyball wird ein behauenener Steinball benutzt, der über das Mittelmeer gespielt wird.
Die afrikanischen Fans haben eine rostige, alte (old) Wanne (Oldowan) umgedreht und stehen darauf.
Ihr Schlachtruf ist ho ha, ho ha (homo habilis).
Die europäischen Fans heulen (Acheuleen) o weh (homo erectus), weil ihr zweiter erwachsener Spieler vom Platz gestellt worden ist.

Zahlen: Symboltechnik

Jeder Zahl wird ein bestimmtes Symbol zugeordnet, mit diesen Symbolen lassen sich dann die zu merkenden Begriffe gut in eine Reihenfolge bringen. Die Symbole werden so gewählt, dass sie in einem gewissen Bezug zur Zahl stehen (2 sieht wie ein Schwan aus)

Beispiel:
1=Kerze 4=Kleeblatt 7=Fahne
2=Schwan 5=Hand 8=Sanduhr
3=Dreizack 6=Elefant 9=Golfschläger

Zahlen: Major System / Erkosystem

Das "Major System" hingegen ist eine Methode, die auf der Zuordnung von Lauten zu Ziffern basiert. Die gebräuchlichste Zuordnung ist: 0 = s,z,ß,ss; 1 = t,d; 2 = n; 3 = m; 4 = r; 5 = l; 6 = ch,j,sch; 7 = k,g,ck; 8 = f,v,w,ph; 9 = p,b.

Hat man sich diese Zuordnung eingeprägt, lassen sich leicht längere Zahlen als ein Wort oder als Satz merken. Vokale kommen in diesem System nicht vor, man kann sie also beliebig verwenden, da sie nicht sinntragend sind. Dabei ist zu beachten, dass nur der phonetische Wert gilt, nicht der orthografische:

  • Affe hat den Zahlenwert 8
  • Latte hat den Zahlenwert 51
Beispiel: Anstatt sich die Zahl 8.294.193 einzuprägen, merkt man sich lediglich das Wort „Affenbrotbaum”.

Die Methode ist im Alltag immer dann nützlich, wenn man bestimmte längere Zahlen häufiger braucht, beispielsweise Ausweisnummern oder Telefonnummern. Es lassen sich auch Notizen in Form von Zahlen anfertigen, die dann quasi eine Geheimschrift darstellen. (Auch das Arabische lässt ja Vokale in der Schrift oft fort.) Die Kombination "6 59 16" könnte dann etwa "Ich liebe dich" bedeuten.

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