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Empathie

Als Empathie (griech. = Mitfühlen) bezeichnet man die Fähigkeit eines Menschen, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, seine Gefühle zu teilen und sich damit über sein Verstehen und Handeln klar zu werden.

Perspektivenübernahme ist eine Technik bzw. Fähigkeit aus der Sozialpsychologie, bei der man sich in die Rolle und Position eines anderen hineinversetzt und die Welt versucht aus dessen Sicht zu sehen.

Außerdem wird darunter die Fähigkeit verstanden, auf andere Werthaltungen und Normen eingehen, sie in die Person integrieren und neue soziale Rollen annehmen zu können.

Wesentlich dabei ist, dass der eigene Affektzustand dem Gefühlszustand einer anderen Person entspricht. Dies wird dadurch ausgelöst, dass man die Perspektive der anderen Person einnimmt - "in ihre Schuhe schlüpft" - und so ihre emotionalen und anderen Reaktionen begreifen kann. Dies gelingt teilweise sogar in extremen Situationen. Beispielsweise wird in Anti-Aggressions-Therapien die Fähigkeit von (potenziellen) Gewalttätern gefordert, sich empathisch in ihre Opfer hineinzuversetzen.

Neuere Untersuchungen lassen zwischen dem Nachahmungsverhalten, beispielsweise dem Gähnen und der Fähigkeit zur Empathie einen Zusammenhang vermuten.

Auch im Tierreich wird die Fähigkeit zur Empathie als Evolutionsvorteil erforscht.

Ein eher ambivalentes Beispiel für Empathie findet sich allerdings auch schon in der Geschichte von Kain und Abel im Pentateuch: tatsächlich scheinen gewisse komplexe "soziale" Emotionen wie etwa Neid und "Hass" erst durch die Fähigkeit zur Empathie möglich zu sein.

Empathie scheint auch innerhalb von Spieltheorien und im Wirtschaftsleben eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen: "It is by the imagination only that we can form any conception of what are his (sc. our brother's) sensations ... it is the impressions of our own senses only, not those of his, which our imaginations copy" (Adam Smith, 1759).

Insofern scheint die Fähigkeit zur Empathie nicht nur wesentlich für den Erwerb eines moralischen bzw. "pro-sozialen" Verhaltens zu sein (vgl. die Goldene Regel), sondern gleichzeitig auch für die Möglichkeit von Neid, Hass, Mobbing, etc.

Der Soziologe Alfred Schütz sprach hier noch von einer "Generalthese der reziproken Perspektiven"; heutige Neurophilosophen reden hier eher von einer Theory of Mind.

In der Kunsttheorie gab es um 1900 mehrere Einfühlungstheorien (Lipps, Wölfflin).

Siehe auch

  • Antipathie, Sympathie, Emotion, Encounter, Humanität, zwischenmenschliche Kommunikation, Soziopathie, Spiegelneuronen, Spieltheorie, Theory of Mind

Literatur

Becchio, Cristina / Bertone, Cesare (2004): Wittgenstein running: Neural mechanisms of collective intentionality and we-mode. In: Consciousness and Cognition 13 : 123-33.