Haarpflege
Haare (lat. pili) sind lange Hornfäden. Sie bestehen im wesentlichen aus Keratin. Mit wenigen Ausnahmen (Handflächen, Fingerinnenseiten, Fußsohlen, Brustwarzen, Lippen, Eichel und kleine Schamlippen) ist die gesamte Körperoberfläche des Menschen behaart. AufbauDas Haar ist grob in drei Schichten aufgebaut. Die erste Schicht, Cuticula oder Schuppenschicht genannt, besteht aus flachen, übereinandergreifenden Zellen, vergleichbar mit einem Tannenzapfen. Sie besteht aus sechs bis zehn solcher Zelllagen. Die Schuppenschicht ist insofern wichtig, als diese den Gesundheitszustand des Haares am offensichtlichsten zeigt. Beim gesunden Haar liegt die Schuppenschicht flach an und ergibt so eine flache Oberfläche. Das Licht wird optimal reflektiert und ergibt so den gesunden Glanz des Haares. Die Hauptmasse des Haares ist die Faserschicht oder Faserstamm (lat. Cortex). Hier spielen sich alle für den Frisör relevanten chemischen Prozesse ab. Der Cortex besteht aus einer großen Zahl feinster Keratinfasern, den Fibrillen. Diese entstehen vermutlich dadurch, dass sich Cortexzellen aneinanderlagern. Die Verbindung zwischen den beiden Zellen wird durch den Zellmembrankomplex hergestellt, den man sich als eine Art Kittsubstanz vorstellen kann. Die Reißfestigkeit und Elastizität des Haares sind auf diese Verkittung zurückzuführen. Im Inneren des Haares finden wir den Markkanal (lat. Medulla). Er besteht aus Zellwandungen, Abbauprodukten der Cortexzellen und Fetten. Der Markkanal ist für den Aufbau und Struktur des Haares vermutlich ohne Bedeutung. Feinaufbau
ZahlenMenschen haben ca. 25.000 Körperhaare und (abhängig von der Haarfarbe) 90.000 (schwarz) bis 150.000 (blond) Kopfhaare.
Haare wachsen ständig, auch bei Patienten, die im Koma liegen. Das HaarorganHaarwurzelIm unteren Bereich der Lederhaut entsteht das Haar an der Haarpapille. Im Bildungsbereich, der Matrix, lagern zahlreiche Melanozyten, die ihre Pigmente an das entstehende Haar abgeben. Die keratinreichen Hornzellen wandern nach oben und bilden dabei den Haarschaft, der sich innerhalb des Follikels zur Hautoberfläche schiebt.HaarfollikelDer Haarschaft liegt in einer länglichen Einstülpung der Oberhaut, dem Haarfollikel, an dessen unteren Ende das Haar in der Haarwurzel gebildet wird. In den Follikel mündet eine Talgdrüse, gelegentlich auch eine Duftdrüse. Am äußeren Rand setzt der kleine Haaraufrichtemuskel an und schließlich umwickeln einige Nervenfasern den Follikel und erfüllen dadurch Tastfunktionen.HaarschaftMan kann drei Haarsorten unterscheiden:
Aufgaben und Funktionen der Haare (beim Menschen)
HaarwachstumHaare wachsen in Zyklen, ein Haarfollikel durchläuft dabei mehrere Phasen, die als Haarzyklus bezeichnet werden.Haarzyklus
TrichogrammBei Verdacht auf strukturelle Schäden der Haare oder zur Abklärung eines Haarausfalls wird ein Trichogramm angelegt. Dazu werden mit einer Pinzette 50 bis 100 Haare ausgezupft (nachdem drei Tage lang nicht gewaschen und nur vorsichtig gekämmt wurde). Unter dem Mikroskop werden anschließend die Haarwurzeln beurteilt und den einzelnen Wachstumsphasen zugeordnet. Normalwerte: Anagenhaare 85 %, Katagenhaare 1 %, Telogenhaare 13 %. Der Rest entfällt auf defekte Haare.KörperbehaarungAm menschliche Körper wachsen drei verschiedene Haarsorten: Lanugohaar, Vellushaar (Wollhaar), Terminalhaar.Verschiedene Stellen des Körpers tragen dabei einen charakteristischen Haarbewuchs:
Haarkrankheiten
Tierhaare / FellDie Behaarung ist die charakteristische Körperbedeckung aller Säugetierarten, auch wenn bei einigen Arten in bestimmten Lebensabschnitten kein Haar vorliegt. Man unterscheidet bei Tieren Fellhaare (Capilli, als Leit- und Grannenhaare), Borstenhaare (Setae), Wollhaare (Pili lanei) und Langhaare.Ein solches Haar ist ein natürliches Polymer. 90 Prozent seines Trockengewichtes sind Proteine (Eiweiße), die als Keratine bezeichnet werden. Unter normalen Bedingungen hat menschliches Haar einen Wasseranteil von 10%, der seine mechanischen Eigenschaften erheblich beeinflusst. Die Haarproteine werden durch Disulfidbrücken zusammengehalten. Diese Verbindungen sind sehr haltbar ? in ägyptischen Gräbern wurde nahezu intaktes Haar gefunden. Die Veränderung des Zystein-Anteils führt zu einer Änderung der Steifigkeit des Haares. Die Behaarung erfüllt mehrere Funktionen. Sie sorgt für eine Isolierung bei kaltem Wetter und bei einigen Arten für einen Schutz bei besonders heißem Wetter. Die Behaarung besitzt meist Farbpigmente und bestimmt das Aussehen eines Tieres. Bei einigen Tieren passt sich die Farbgebung der Jahreszeit an ? sie ist beispielsweise im Winter heller. (siehe auch Mimikry) Das Haar des Eisbären ähnelt in seinem Aufbau einem Lichtwellenleiter und transportiert so das Sonnenlicht durch den wärmeisolierenden Pelz zur dunklen Hautoberfläche. Die Behaarung von Tieren wird als Fell oder Pelz bezeichnet. Daneben sind auch Stacheln (z. B. beim Igel) weitergebildete, verhornte Haare. Chemischer AufbauDas Haar ist aus fünf Grundsubstanzen aufgebaut. Diese sind Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefel. Im Cortex, also dem Hauptteil des Haares, spielen sich alle chemisch relevanten Prozesse für den Friseur ab. Neben den Grundstoffen finden wir im Haar des weiteren Aminosäuren und Eiweisse, aus dem das Keratin zur Gänze besteht. Die Molekularstruktur wird Peptidspiralex genannt. In diesen Peptidspiralen finden wir Disulfidbrücken, Salzbrücken und Wasserstoffbrücken. Die Letztgenannten werden leicht gelöst und ermöglichen eine leichte Umformung des Haares, beispielsweise durch Fönen oder Eindrehen. Die Disulfidbrücken sind nur durch Dauerwellprodukte wie Thioglykolester lösbar. Siehe auch
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