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Burnout-Syndrom

Der Begriff Burnout (engl. burn out: ausbrennen) bezeichnet einen besonderen Fall berufsbezogener, chronischer Erschöpfung und wurde 1974 erstmalig von Herbert Freudenberger und Christina Maslach eingeführt. Synonym wird der Begriff Erschöpfungssyndrom gebraucht.

Beschreibung

Durch ständige Frustration, das Nichterreichen eines Zieles und zu hohe persönliche Erwartungen an seine eigenen Leistungen kann es zu einem Burnout-Syndrom kommen. Dabei sind die Symptome vielfältig und können individuell unterschiedlich in Bezug auf Auftreten und Ausmaß sein. Die Symptome können Depressionen sein, aber auch physiologische Beschwerden, wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe oder körperliche Dysfunktionen beinhalten. Typische Symptome sind auch Schuldgefühle, zum Beispiel sich in seinem Beruf nicht genügend einzubringen. Der "Ausgebrannte" erlebt seine Umwelt im allgemeinen als nicht mehr kontrollierbar und zieht sich in der Regel völlig in sich zurück. Hilfe von außen (durch Verwandte oder Freunde) wird kaum noch oder gar nicht mehr angenommen. Der Kranke muss durch professionelle Hilfe von Ärzten unterstützt werden, häufig in einer Psychotherapie.

Burn-out wird in der im deutschen Gesundheitswesen verbindlichen 10. Auflage der „Internationalen Klassifikation der Erkrankungen”, kurz ICD-10 genannt, als „Ausgebranntsein” und „Zustand der totalen Erschöpfung” mit dem Diagnoseschlüssel Z73.0 erfasst. [Dipl.-Psychologe Dietmar Luchmann 30. November 2002]

Die Burnout-Symptomatik - Charakteristische Merkmale

Bei Burnout treten zahlreiche Symptome auf. Die hier Genannten müssen nicht alle, und nicht in der Reihenfolge auftreten.

Warnsymptome der Anfangsphase

Zunächst gibt es die Theorie, die besagt: „Wer ausbrennt, muss einmal gebrannt haben”.

Auffallende Merkmale der Anfangsphase sind beispielsweise:

  • vermehrtes Engagement für bestimmte Ziele
  • der Beruf wird zum hauptsächlichen Lebensinhalt
  • Hyperaktivität
  • erhöhter, unbezahlter Einsatz
  • Nichtbeachten eigener Bedürfnisse
  • Verdrängen von Misserfolgen
  • Beschränkung sozialer Kontakte auf einen Bereich, z.B. die Kunden
  • Erschöpfung
  • chronische Müdigkeit
  • Energiemangel.

Es ist noch nicht erforscht, aber dennoch wahrscheinlich, dass auch akute Überbelastung zu Burnout führen kann.

Reduziertes Engagement

Die völlige Hinwendung zu einem Bereich, z.B. zum Klienten in der Arbeit, kann nach einiger Zeit genau das Gegenteil hervorrufen, nämlich den Rückzug.

Folgende auffallende Merkmale sind zu beobachten:

  • der Patient verliert die positiven Gefühle gegenüber dem Klienten
  • Stereotypisierung
  • Distanzbedürfnis und Meidung von Kontakten
  • Schuldzuweisungen
  • verstärkte Akzeptanz von Kontrollmittel, Strafen, Medikamenten
  • negative Einstellung und Vernachlässigung der Arbeit
  • verstärkter Rückzug von Problemen mit anderen, oder von der Familie, den Partnern, Freunden etc., da auch in anderen Bereichen Geben und Zuhören zum Problem wird
  • der Patient stellt erhöhte Ansprüche an sein Umfeld und hat häufig das Gefühl ausgenützt und nicht genug anerkannt zu werden.

Emotionale Reaktionen; Schuldzuweisungen

Die mit Burnout verbundenen Probleme führen besonders zur Desillusionierung und fordern oft das Aufgeben von wichtigen Lebenszielen. Dies ist sehr schmerzlich und muss verarbeitet werden. Um die Aufarbeitung zu vermeiden, kommt es häufig zu Schuldzuweisungen. Diese kann sich entweder in Form einer Depression gegen sich selbst oder in Form von Aggressionen gegen andere wenden.

Bei Depressionen fühlen sich die Patienten hilflos, sie entwickeln Schuldgefühle und mindern ihr Selbstwertgefühl.

Bei Aggressionen werden verstärkt der Umwelt Vorwürfe gemacht. Beispielsweise werden in der Arbeit Veränderungen blockiert und es kommt häufiger zu Wutausbrüchen.

Bei Depressionen und Aggressionen ist das Burnout meist noch in einem Stadium in dem man die Probleme, wenn man sie ernst nimmt, noch erfolgreich lösen kann.

Abbau

Gehen die Burnoutprobleme über längere Zeit, steigert sich das reduzierte Engagement verstärkt zum Abbau, der zunächst in der Arbeit sichtbar wird.

Folgende Symptome fallen hier besonders auf:

  • Desorganisation
  • Unsicherheit
  • Probleme bei komplexen Aufgaben und Entscheidungen, verringerte kognitive Leitungsfähigkeit
  • Verminderte Motivation und Kreativität
  • die Arbeit wird gerne auf den Dienst nach Vorschrift reduziert

Verflachung

Zudem kommt es nicht nur zum Abbau in der Arbeit, sondern auch generell zur Verflachung des emotionalen, mentalen und sozialen Lebens.

Folgende Symptome treten häufig auf:

  • Gefühle wie Gleichgültigkeit, Einsamkeit und Desinteresse
  • Konzentration auf die eigene Person
  • Probleme bei sozialen Kontakten:
    • Vermeidung von Kontakten
    • übertriebene Bindung an eine bestimmte Person
    • ständige Suche nach interessanteren Kontakten

Psychosomatische Reaktionen

Es kommt zur Schwächung des Immunsystems und so häufiger zu Infektionskrankheiten. Die Patienten leiden oft unter:

  • Verspannungen
  • Schlafstörungen
  • Kreislaufproblemen
  • Verdauungsstörungen
  • Essstörungen
  • Drogenkonsum
  • im fortgeschrittenen Stadium auch Herzkrankheiten und Geschwüre im Magen-Darm-Trakt

Verzweiflung

Ein weiteres Symptom, das überwiegend im Endstadium des Burnout auftritt, ist die existentielle Verzweiflung. Die Einstellung zum Leben ist überwiegend negativ und das Gefühl der Hilflosigkeit verdichtet sich zur totalen Sinnlosigkeit, die teilweise im Suizid endet.

Zusammenfassung

Fasst man die charakteristischen Merkmalen dieses Syndromes zusammen, so ist insbesondere körperliche und emotionale Erschöpfung zu nennen, die durch anhaltende physische und psychische Leistungs- und Antriebsschwäche sowie den Verlust der Fähigkeit, diese zu regenerieren, gekennzeichnet ist. Ebenso ist eine zynische, abweisende Grundstimmung gegenüber Kollegen, Klienten und der eigenen Arbeit festzustellen. Burnout ist nicht nur ein persönliches Problem des Betroffenen, sondern gefährdet aufgrund seiner „ansteckenden” Natur das berufliche Umfeld. Auch wenn sich die Prävalenz des Burnout-Syndroms noch nicht feststellen läßt, wird eine allgemeine Steigerung das Burnout-Risikos aufgrund sich verändernder Lebens- und Arbeitsbedingungen erwartet.

Das Burnout-Syndrom tritt insbesondere in "helfenden Berufen" durch hohe Arbeitsbelastung auf (Pflegeberufe, LehrerInnen, SchülerInnen, SozialarbeiterInnen,ErzieherInnen). Dies führt häufig zur Krankschreibung, Arbeitsunfähigkeit oder Frühverrentung. Außerdem ist das Burnout-Syndrom zunehmend in Berufen mit hohem Leistungsdruck (z.B. Manager) oder bei Menschen, die extrem Anforderungen an sich selbst stellen (insb. Sportler) zu finden.

Messung

Es gibt zwar viele Theorien zum Burnout, eine Menge Fragebögen und Checklisten zur Überprüfung, deren technische Qualität aber nur selten überprüft wurde.

Generell gibt es zwei anerkannte Methoden:

  • Das Maslach-Burnout-Inventory ? MBI, bei dem Aussagen aus den Kategorien Emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und Leistungszufriedenheit nach Intensität und Häufigkeit beantwortet werden müssen.
  • Das Tedium Measure ? TM in dem Aussagen nur bzgl. ihrer Häufigkeit beantwortet werden.

Phasen des Burnout Syndroms

Burnout ist dabei aber immer als ein Prozess zu verstehen, den man in Phasen unterteilen kann. Es gibt allerdings nicht den typischen Verlauf des Burnout. So wurden zahlreiche Phasentheorien entwickelt.

Die bekanntesten sind von:

  • Herbert Freudenberger
  • Lauderale
  • Jerry Edelwich
  • Cristina Maslach
  • Cary Cherniss
H. Freudenberger und Lauderale haben überwiegend Fälle aus der Wirtschaft betrachtet, J. Edlewich, C. Maslach und C. Cherniss solche aus helfenden Berufen.

H. Freudenberger

Hier wird eine Entwicklung von einem empfindsamen zu einen empfindungslosen Stadium beschrieben.

  • empfindsames Stadium: Negative Gefühle werden nicht beachtet, ein hoher Energieeinsatz zum Erreichen gewohnter Leistungen aufgebracht und chronische Müdigkeit verdrängt.
  • empfindungsloses Stadium: es treten Symptome wie Gleichgültigkeit, Schuldzuschreibungen an die Umwelt, Angst nicht anerkannt zu sein und Desorientierung auf.

Lauderale

Lauderale beschreibt einen Weg von der Verwirrung über die Frustration zur Verzweiflung:

  • Verwirrung: In diesem Anfangsstadium hat der Patient das grundlegende Gefühl, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist. Begleitend treten gelegentliche grundlose Angst und beginnende körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verspannungen etc auf.
  • Frustration: In diesem fortgeschritten Stadium machen sich Gefühle wie Ärger, Unzufriedenheit, Gereiztheit und das Gefühl ausgenutzt, betrogen zu werden breit. Es folgt oft eine Flucht, z.B. durch einen Arbeitsplatzwechsel, oder die Flucht in Drogen, Medikamente, ... Die körperlichen Beschwerden verstärken sich zunehmend.
  • Verzweiflung: Gefühle von Sinnlosigkeit, Versagen, Misstrauen treten verstärkt auf. Es kommt zu schneller Erschöpfung, das Leben wird so weit es geht mechanisiert, der Patient zieht sich zurück und fällt in Apathie.

J. Edelwich

Auch bei dieser Theorie wird ein Prozess über mehrere Phasen hinweg erläutert:

  • idealistischer Begeisterung, verbunden mit Selbstüberschätzung, hohem Energieeinsatz sowie Überidentifizierung mit der Arbeit und den Klienten
  • Stillstand nach ersten Enttäuschungen
  • Orientierung hin zu eigenen Bedürfnissen in der Arbeit, z.B. zur Karriere
  • Frustration, die von der Erfahrung eigener Erfolg- und Machtlosigkeit sowie Problemen mit der Bürokratie und der scheinbar mangelnden Anerkennung durch die Klienten ausgelöst wird
  • körperliche Beschwerden, Essproblemen und Drogenkonsum
  • Apathie und Verzweiflung
  • fallspeziefische Intervention

C. Maslach

Diese Theorie gliedert den Krankheitsablauf in folgende Phasen:

  • emotionale und physische Erschöpfung
  • Rückzug: Der Erschöpfung folgen negative Gefühle gegen andere, wie Kollegen, Patienten, Klienten, etc., aber auch gegen sich selbst. Es kommt zur Dehumanisierung und der Patient zieht sich verstärkt zurück. Die Arbeit wird auf das Notwendigste reduziert, Veränderungen und Probleme gemieden.
  • In einem terminalen Stadium verstärkt sich der Widerwillen gegen andere, sich selbst und generell alles.

C. Cherniss

Cherniss zeigt folgende drei Phasen auf:

  • Die vorrangige Ursache ist Stress im Beruf, da die Anforderungen dort die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen übersteigen
  • Daraufhin kommt es zu einem Stillstand, bei dem sich Gefühle wie Angst, Spannung, Reizbarkeit und Erschöpfung breitmachen.
  • Es folgen defensive Bewältigungsversuche durch emotionale Abkoppelung, Rückzug und Zynismus.

Zusammenfassung

Die Phasen könnte man folgendermassen zusammenfassen:

Diese Phasen lassen sich vor allem gut an den helfenden Berufen aufzeigen. Es wird mit großem Idealismus und guten Vorsätzen an eine Tätigkeit heran gegangen (Phase Enthusiasmus). Die Person merkt aber, dass sie durch ihr Handeln keine Fortschritte erzielt. Durch die Stagnation der Fortschritte kommt es zur Frustration. Es entwickelt sich ein Zynismus gegenüber dem Klientel. In der Phase der Apathie ist die berufliche Tätigkeit nur noch unter großen Anstrengungen auszuüben. Es fehlt den Betroffenden an Motivation sich neue Ziele zu stecken und häufig auch das Bewusstsein für ihre eigene Situation. In dieser Phase wirken die Betroffenen äußerst phlegmatisch und können sich selbst zu nichts mehr antreiben, weder beruflich wie privat. Hier sind auch erste körperliche Anzeichen von Erschöpfung sichtbar. Hält dieser Zustand länger an, spricht man vom Burnout-Syndrom.

Ursachen

Die Ursachen für Burnout lassen sich v.a. im persönlichen, im sozial-, und organisationspsychologischen und im gesellschaftlichen Bereich finden.

Persönliche Ursachen

Folgende persönliche Aspekte begünstigen den Burnout:
  • Neurotizismus: Eigenschaften wie Ängstlichkeit, mangelnde Selbstachtung, Neigung zu Irritationen, Sorgen und Depressionen, Neigung zu Zwanghaftigkeit, Schuldanfälligkeit und ein labiles Selbstwertgefühl sind bei Ausbrennern auffällig.
  • Perfektionsstreben: Ausbrenner setzten sich oft zu hohe Ziele und haben Probleme, Kompromisse einzugehen. Das wirkt sich nachhaltig auf ihre Handlungsplanung und- bewertung aus.
  • Helfersyndrom: Es wird versucht, dass Versagenserlebnisse und versagte Zuwendung in der Kindheit nun durch die eigene soziale Tätigkeit praktisch erkauft werden. Er gibt die Zuwendung, die er empfangen möchte. Personen mit dem Helfersyndrom versuchen, ihr labiles Selbstwertgefühl durch die Aufopferung an eine große Aufgabe und der damit verbundenen Dankbarkeit vieler Hilfsempfänger zu stabilisieren.
  • besondere persönliche Defizite: Eine schlechte Ausbildung, die Mißerfolge provoziert und die Unfähigkeit, anderen Grenzen zu setzen, können den Burnout begünstigen.

Soziale und organisationspsychologische Ursachen

Folgende Ursachen für Burnout stehen besonders in Zusammenhang mit den Umweltfaktoren der Helfer:
  • Wechsel der bisherigen Arbeitssituation, wie z.B. Einstieg in den Beruf, Wechsel des Vorgesetzten, Wechsel der Arbeitsstelle etc. sind häufig Auslöser für das Burnout Syndrom. Dabei ist ein guter Einführungsprozeß v.a. bei Berufsanfängern sehr wichtig.
  • Die Arbeitsbelastung stellt eine weitere Einflußgröße dar. Eine konfliktreiche Rolle, die Unmöglichkeit, sich das Klientel auszusuchen, für den Betroffenen schwieriges Klientel, die zeitliche und organisatorische Unmöglichkeit, mit dem Klientel befriedigend zu arbeiten und zeitraubende sinnlose Verwaltungsarbeit fördern Burnout.
  • Auch das Ausmaß der intellektuellen Anregung beeinflußt das Burnout- Risiko. Umso mehr der Alltag von immer gleicher Routine ohne Herausforderungen bestimmt ist, umso mehr steigt das Burnout- Risiko.
  • Beim Klientenkontakt wird Burnout begünstigt, je sachlicher, einseitiger und unpersönlicher der Kundenkontakt ist und je weniger Möglichkeit der Helfer hat, sich selbst in die Arbeit einzubringen und eigene Entscheidungen zu treffen.
  • Zudem ist es Burnout fördernd, wenn die Ziele und Erfolgskriterien der Arbeit nicht klar definiert sind, wenn das Team nicht die gleichen Ziele verfolgt oder wenn der Helfer Ziele verfolgen muß, die gegen seine eigene Wertvorstellungen verstoßen.
  • Ausserdem wird Burnout durch „schlechten” Kontakt zum Vorgesetzten begünstigt, wenn Betroffene z.B. zu wenig Rückmeldung, Lob und Anerkennung bekommen. Auch zu starke Kontrolle und schlechtes Arbeitsklima steigern die Burnout-Gefahr.
  • Auch im Kontakt mit Kollegen kann Burnout mitverursacht werden, wenn der Betroffene Gleichgültigkeit erfährt, keinen Rat und Unterstützung erhält und ihm keine emotionale und strategische Rückendeckung gegeben wird.
  • Ein weiterer Faktor sind die „professional mystiques”: Durch Ausbildung und Massenmedien werden falsche Bilder vermittelt, wie dass z.B. der Berufsstatus bereits Kompetenz garantiere und diese wiederum hohe Erfolgsraten, dass Klienten grundsätzlich kooperativ und dankbar, Kollegen hilfsbereit und solidarisch seien etc.
  • Weitere wichtige Umweltfaktor sind private Probleme in Familie oder Partnerschaft, Einsamkeit oder geringes soziales Umfeld etc.
  • In großen Organisationen kommen dazu noch spezielle Faktoren wie z.B. zu wenig Autonomie und eigene Entscheidungsfreiheit in der Arbeit sowie Rollenambiguität und -konflikte. Hier ist die Gefahr größer, dass mehrere Menschen die gleichen Aufgaben erledigen, dass Unübersichtlichkeit herrscht, dass der einzelne Aufgaben übernehmen muss, für die er nicht ausgebildet ist.

Gesellschaftliche Ursachen

Auch in gesellschftlichen Zuständen und Veränderungen lassen sich Ursachen für den Burnout finden:
  • Der Zerfall familiärer und kommunitärer Bindungen bewirkt wachsende Anonymität und Unpersönlichkeit. So wird eine narzißtische, selbstbezogene Charakterstruktur mit Angst vor Abhängigkeit, innerlicher Leere und Problemen bei tiefen persönlichen Bindungen gefördert. Dadurch wird die Arbeit umso höher als Befriedigungsquelle mit Erwartungen besetzt. Dies hat zur Folge, dass die Menschen nicht mehr bereit sind, Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, die nicht optimal sind und sie nicht optimal befriedigen.
  • Eine weitere Ursache liegt im Wertewandel, insbesondere in der Einstellung zur Religion. Religion, die früher größeren Einfluß hatte und die Wechselfälle des Lebens oft eher als göttliche Fügung dargestellt hat, verliert ihre Bedeutung. Individuelle menschliche Entscheidungen haben heute Vorrang vor dem Einfluß höherer Mächte, was Unzufriedenheit und damit Burnout fördert.
  • Darüber hinaus wird durch die Verschlechterung der Wirtschaftslage Arbeitslosigkeit immer mehr zum Problem. Menschen in helfenden Berufen bleiben aus Angst vor Arbeitslosigkeit eher an Stellen mit schlechten Arbeitsbedingungen, was sie unzufrieden macht und das „Ausbrennen” erleichtert.
  • Durch die unsichere Marktlage, in der der einzelne keine sichere Lebensplanung mehr durchführen kann, ist der Mensch stark verunsichert. Wachsende Komplexität aller Prozesse des modernen Lebens sorgen tendenziell für Autonomieeinbußen und Stress, da der Mensch immer mehr auf Maschinen und Spezialisten angewiesen ist. Der Mensch wird mehr auf bestimmte Rollen festgelegt, kann nur noch Teilbereiche des Lebens bestimmen und bewältigen und ist oft damit überfordert.
  • Durch die Spezialisierung innerhalb der helfenden Berufe werden gesellschaftlich hohe Erwartungen an helfende Berufe gestellt, es werden zunehmend bürokratische Kontrollsysteme eingeführt, die an Hand irrelevanter Erfolgskriterien sinnvolle Arbeit und das Erreichen selbst bescheidener Erfolge erschwert.

Behandlung

Patienten mit Burnout Syndrom müssen durch professionelle Hilfe unterstützt werden. In den Anfangsphasen können teilweise noch ausgedehnte Erholung, z.B. in Form einer Kur oder ein Arbeitsplatzwechsel ausreichend Hilfe leisten. Im forgeschrittenerem Stadium vergeht ein Burnout Syndrom nicht "einfach" wieder. Die Betroffenen werden in einer gezielten Psychotherapie behandelt, die helfen soll, die eigene Leistungsfähigkeit besser einzuschätzen und zukünftige Leistungsanforderungen realistischer zu stellen, damit künftige Überforderungen verringert werden.

In letzter Zeit geriet das Burnout-Syndrom zunehmend ins Blickfeld der Medien, nachdem einige Fälle unter Sportlern bekannt wurden. Der Profifußballer Jan ?imák musste wegen Burnout-Syndroms die Karriere beenden und der Skispringer Sven Hannawald begab sich nach selbiger Diagnose in Behandlung.

Präventive Maßnahmen

Generell kann der oder die individuell Betroffene, das Team und auch die Institution durch verschiedene Massnahmen dem Burnout vorbeugen.

  • Individuelle Vorbeugungsmassnahmen:
Für Burnout-Gefährdete ist es sehr wichtig, sich selbst Zeit und Raum zum Ausruhen und Regenerieren sowie für Ausgleichsmöglichkeiten wie Sport, Musik oder andere Hobbies zu geben.

Zudem ist es wichtig die notwendige Distanz zur Arbeit zu behalten oder zu schaffen um ihr aus einem neuen Blickwinkel zu begegnen und mögliche unrealistische Vorstellungen zu korrigieren.

  • Entlastungsmöglichkeiten im Team:
Auch das Team ist für realistische Arbeitspläne und -umsetzungen mitverantwortlich. Hier sollten dem einzelnen wenn möglich an seine Fähigkeiten angepasste begrenzte und realistische Aufgaben zugeteilt werden. Zudem sollte das Team im Idealfall auch ein Raum für Austausch, Feedback und gegenseitige Begleitung sein.

  • Vorbeugungsangebote der Institution:
Institutionen können bei ihren Mitarbeitern Überbelastungen und dem Burnout vorbeugen, indem sie Raum für Reflexion geben, z.B. in Form von Supervisionen.

Literatur

  • Christina Maslach und Michael P. Leiter: Die Wahrheit über Burnout: Stress am Arbeitsplatz und was Sie dagegen tun können. Springer-Verlag 2001. ISBN 3-211-83572-5
  • Eckhart H. Müller: Ausgebrannt - Wege aus der Burnout-Krise. 9. Aufl. Herder-Verlag 2003. ISBN 3-451-04996-1
  • Burisch Matthias: Das Burnout Syndrom. Springerverlag 1989.
  • Schall Traugott: Erschöpft - müde - ausgebrannt. Überforderung und Resignation: vermeiden - vermindern - heilen. Würzburg 1993.
  • Barth, Anne-Rose: "Burnout bei Lehrern" Hogrefe Verlag 1997. ISBN: 3-8017-1104-8

Weblinks

Siehe auch: Beziehungsarbeit, Kundenorientierung, Helfer-Syndrom, Emotionsarbeit, Portal Psychotherapie, Stress


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