NarkotikaEin Narkotikum (griech., Plural: Narkotika) ist ein Arzneimittel zur Erzeugung einer Narkose. SystematikDie Narkotika lassen sich entsprechend der Ziele einer Narkose in vier Gruppen einteilen:
(Diese Einteilung ist etwas mutig, da klassisch nur die Hypnotika und die Analgetika zu den Narkotika gehören. Moderne Narkosen setzen aber eine Kombination der beschriebenen Mittel voraus.) Die Grenzen zwischen den Gruppen sind fließend, so haben z.B. die Hypnotika oft auch analgetische Wirkung und die Analgetika hypnotische Eigenschaften. In der Praxis werden einzelne Medikamente der Gruppen miteinander kombiniert. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass dieses Vorgehen eine Dosisreduktion der Einzelmedikamente erlaubt, was zu weniger Nebenwirkungen führt. HypnotikaBei den Hypnotika finden sich einige medizinische Gase, volatile (dampfförmige) und injizierbare (einspritzbare) Medikamente. Gase und Dämpfe unterscheiden sich in ihren physikalischen, chemischen und biologischen Kenngrößen grundlegend von den Injektionsnarkotika. Gase und DämpfeBeschreibung
Die volatilen Narkotika werden durch spezielle Verdampfer (Vapor) dem Frischgas im Narkosesystem beigefügt. Narkosegase werden dem Patienten durch die Atmung (Ventilation) zugeführt. Dabei ist die Unterscheidung der Narkosephasen
Die Einleitung der Narkose mittels Inhalation wird als unangenehm empfunden und kommt nur in Ausnahmefällen in Anwendung (z. B. bei Kindern oder bei Erwachsenen, die eine Venenpunktion zur Injektionseinleitung strikt ablehnen). Da es sich um Gase oder Dämpfe handelt, muss die Konzentration in der Einatemluft höher sein als die Konzentration in der Ausatemluft. Fast immer werden aber Inhalationsnarkosen per Injektion eingeleitet und dann mit Gasen/Dämpfen fortgeführt (siehe auch balancierte Anästhesie im Artikel Narkose). Während der Unterhaltung (statische Phase) der Narkose muss die Zufuhr des Narkosemittels der Ausfuhr entsprechen. Die Konzentration des gasförmigen Narkosemittels in der Einatemluft ist der Konzentration in der Ausatemluft gleich. Zur Ausleitung (Abflutung) werden die Narkosegase dem Organismus durch die Ventilation entzogen. Dazu muss nur die Zufuhr des Narkosemittels unterbrochen und die abgeatmeten Gase müssen abgeleitet werden. Die Konzentration in der Einatemluft ist niedriger als diejenige in der Ausatemluft. Vergleichende pharmakologische DatenSollte ein Mittel eine schnelle Ein- oder Ausleitung ermöglichen, dann wird es als gut steuerbar bezeichnet. Diese Eigenschaft hängt von verschiedenen physikalisch-biologischen Faktoren ab, die wesentlich die Güte eines Inhalationsanästhetikums beschreiben. Zwei der wichtigsten Parameter sind:
; Blut/Gas-Verteilungskoeffizient (BGV) : Beschreibt das Lösungsverhalten eines gas- oder dampfförmigen Anästhetikums. Ein hoher Koeffizient bedeutet, dass bei einer Narkoseeinleitung erst große Mengen an Anästhestikum im Blut gelöst werden, bevor ein Ausgleich zwischen den Partialdrücken in Atemluft (der Luft in den Lungenbläschen - Alveole) und Blut eintritt. Somit kommt es indirekt zu verzögerter Abgabe des Narkotikums in das Gehirn, womit sich die Einleitungsphase verlängert. Geringe Blut/Gas-Verteilungskoeffizienten stehen für hohe Qualität des Narkotikums (siehe Tabelle). ; Minimale alveoläre Konzentration (MAC) : Maß für die Wirkungsstärke eines Anästhetikums. Die MAC gibt die Konzentration des Anästhestikums in den Alveolen an, bei der 50% aller Patienten nicht mehr auf einen Hautschnitt reagieren. Je niedriger die MAC eines Anästhetikums ist, umso größer ist seine Wirkstärke.
So kann der Anästhesist also mit Sevofluran eine Narkose wesentlich schneller ein- und ausleiten als mit Äther. Bis 1959, also über 100 Jahre der Anästhesiegeschichte stand außer Äther (im Wesentlichen) nur noch Chloroform als gasförmiges Anästhetikum zur Verfügung. Siehe dazu den folgenden Überlieferungsbericht.
Äther und Chloroform werden in den Industrienationen seit langem nicht mehr eingesetzt; Lachgas, Halothan und Enfluran nur noch vereinzelt. In der klinischen Routine befinden sich derzeit Isofluran, Sevofluran und Desfluran. InjektionsnarkotikaBeschreibungInjektionsnarkotika sind flüssige oder in Lösung befindliche Substanzen, die dem Patienten injiziert (eingespritzt) werden müssen. Das kann durch eine mit der Hand bediente Injektionsspritze erfolgen oder durch Spritzen, die durch programmierbare Automaten (Perfusoren) betätigt werden. Letzteres ist im Rahmen der TIVA (totale intravenöse Anästhesie) gebräuchlich. Aufnahme und Elimination eines Injektionsnarkotikums unterscheiden sich generell von den Inhalationsnarkotika. Während die Gase im Wesentlichen durch die Atmung dem Organismus zugeführt oder entzogen werden, erfolgt die Zufuhr bei den Injektionsnarkotika durch einspritzen (Injektion) und die Elimination durch Verstoffwechslung in der Leber oder Ausscheidung durch die Nieren. Die Einleitungsphase ist bei den Injektionsnarkotika wesentlich kürzer als bei den Inhalationsnarkotika. Sie dauert nur so lange, bis das Narkotikum den Weg von der Injektionsstelle (meist periphere Vene) bis zum Gehirn zurückgelegt hat (wenige Sekunden). In der statischen Unterhaltungsphase müssen Zufuhr und Elimination im Gleichgewicht stehen, um immer eine konstante Konzentration im Blut (und damit Narkosetiefe) zu halten. In der Ausleitungsphase wird die Zufuhr gestoppt, damit lediglich die Eliminationsprozesse zur Geltung kommen können. Vergleichende pharmakologische DatenZu den wichtigsten Parameter gehören: ; Clearance in ml/kg/min : Die Clearance bezeichnet diejenige Menge an Blut, die je Zeiteinheit durch die Wirkung der Nieren von der betreffenden Substanz befreit wird. Eine hohe Clearance spricht also für hohe Extinktionsleistung der Niere. Da die Entfernung der Substanz aus dem Organismus schnell abläuft, kann die Zufuhr gut an den Bedarf angepasst werden. Die Wirkung des Narkosemittels wird in diesem Falle gut steuerbar. ; HWZ : Ist die Halbwertzeit im Sinne der Konzentration im Blut. Kurze Halbwertzeiten sprechen für gute Steuerbarkeit. Halbwertzeiten sind das Ergebnis von Umverteilungsvorgängen, Extinktion durch Leber und Nieren, sowie enzymatischen und spontanen Abbauvorgängen. ; Hepatische Ausscheidung : Ist das Maß für die Elimination des Narkosemittels über die Leber.
Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Halbwertzeit (HWZ) nur bedingt auf die Wirkdauer schließen lässt. Durch regionale Anreicherungs- und Umverteilungsvorgänge ergeben sich Abweichungen von einfachen exponentiellen Konzentrationsverläufen im Gehirn (Kompartmentmodelle). Alle aufgeführten Injektionsnarkotika sind heute gebräuchlich. Zuletzt sind Midazolam, Propofol und S(+)-Ketamin auf den Markt gekommenen. OpioideDiese Mittel werden unter einem eigenen Stichpunkt beschrieben (Opioide)MuskelrelaxantienDiese Mittel werden unter einem eigenen Stichpunkt beschrieben (Muskelrelaxantien)Reflexdämpfende Mittel
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