Home > Augen > Brillen Impressum

Brillen

Der Begriff Brille bezeichnet heute ein vor den Augen getragenes Gestell mit Bügeln und zwei geschliffenen oder gefärbten als Sehhilfe oder dem Augenschutz dienenden Gläsern. Brillen werden manchmal auch als Augengläser bezeichnet.

Die für Sehhilfen dienenden Brillengläser werden von der augenoptischen Industrie aus Mineralglas und in zunehmendem Umfang aus Kunststoff hergestellt (Vorteil von Kunstoffgläsern ist das weit geringere Gewicht - vor allem bei größeren Dioptrienzahlen kommt dies zu tragen, aufgrund der dickeren Gläser). Vom Augenoptiker werden diese gerandet und in die Brillenfassungen unter Berücksichtigung individueller Zentrieranforderungen eingesetzt.

Etymologie

Der Name "Brille" leitet sich vom spätmittelhochdeutschem Wort berille ab. Dieses stammte wiederum von Beryll. Man bediente sich um 1300 der Linsen geschliffener Halbedelsteine, meist Berylle genannte Bergkristalle.

Albrecht von Scharfenberg verlieh dem "berillus" im "Jüngeren Titurel" eine erhöhte symbolische Bedeutung. In der um 1270 entstandenen ausgedehnten Gralsdichtung ist "Parille" der Name für einen der Söhne von Senabor. Bei der Aufzählung der "kinde und kindes kint" vom Stamm "Kapadoze" wird der Name erwähnt: "Ein sin sun Parille hiez er nach dem steine, / durch daz der ougen wille da mit erget. er machet groz uz kleine. / uz cleinen tugenden machte er di grozen." (Vers 99) 'Einen seiner Söhne nannte er Parille nach dem Steine. Damit das Verlangen der Augen da hindurchgehe. Er macht groß aus klein. Aus kleinen Tugenden machte er die großen.' Durch die Wahl des Namens wird der Lebensweg des "Parille" verdeutlicht und seine Entwicklung aufgezeigt. Diese Strophe stellt das älteste Denkmal im deutschen Sprachraum dar, in dem die Brille (hier noch als Lesestein aus Bergkristall) genannt wird. Viele Strophen später greift Albrecht den Vergleich erneut auf: "Sam der berillus grozet di schrift in im ze lesene, din herze dem genozet, dar inne alle tugende mit wesene wahsent hoch, breit, wit und ouch di lenge." 'So wie der Beril die in ihm zu lesende Schrift vergrößert, gleicht ihm dein Herz, darin alle Tugenden in ihrem Wesen hoch, breit, weit und auch in die Länge wachsen.' Das Herz ist also klar und rein wie ein "berillus" und hat die Eigenschaft, die Tugenden wachsen zu lassen.

Literatur: Heinz Herbert Mann: Augenglas und Perspektiv. Studien zur Ikonographie zweier Bildmotive. Berlin: Gebr. Mann, 1992. (= Studien zur Profanen Ikonographie, Bd. 1), ISBN 3-7861-1570-2

Geschichte

Lange Zeit ging man davon aus, daß die erste Brille von dem Florentiner Salvino degli Armati um 1280 erfunden wurde. Diese Theorie wurde jedoch 1920 als Fälschung eines Florentiner Lokalpatrioten aus dem 17. Jahrhundert entlarvt. Wer tatsächlich die erste Brille herstellte, ist nicht bekannt.

Als das aus dem 11. Jahrhundert stammende Buch "Schatz der Optik" des arabischen Mathematikers, Astronoms und Arztes Ibn el Haitam, genannt Alhazen, um 1240 ins Lateinische übersetzt und in Klosterbibliotheken verfügbar wurde, schlug eine Sternstunde der Optik. Alhazen beschrieb unter anderem in seiner Schrift die vergrößernde Wirkung eines Glaskugelsegments, des späteren "Lesesteins", ohne jedoch seine Erkenntnis praktisch zu nutzen. Die Theorie des Arabers, die Schwierigkeiten alterssichtiger Mönche und deren handwerkliche Fähigkeiten kamen zusammen. Damals wurde wohl in einem Kloster der erste Lesestein aus Bergkristall geschliffen. Bald folgten Leseglas und Brille.

Die frühesten bekannten Beispiele gemalter Brillen finden sich auf den Fresken des italienischen Malers Tomaso da Modena im Kapitelsaal von San Niccolo in Treviso. Sie sind im Jahre 1352 entstanden. Mit viel Sinn für das Gegenständliche und für physiognomische Besonderheiten hat Tomaso da Modena auf vierzig Fresken die Hauptvertreter des Dominikanerordens dargestellt. Bei dem Porträt des Kardinals von Rouen wird ein Einglas gezeigt, das der Dargestellte dicht an sein Auge geführt hat. Er liest damit in einem Buch, das er aufgeschlagen in seinen Händen hält. Auf dem Portrait des Kardinals Hugo von Provence ist eine Nietbrille dargestellt, die diesem fest auf der Nase sitzt. Auch er wird als Lesender gezeigt.

Fest steht, daß die ersten Brillen im Europa um 1280 aufkamen. Diese hatten noch keine Bügel und besaßen konvex geschliffene Linsen, waren also nur für weitsichtige Menschen. Der englische Optiker Edward Scarlett baute 1727 das erste Brillengestell. Zuvor waren auch andere Formen, wie die Befestigung von Linsen an einer Perücke ausprobiert worden. 1877 erfand Adolf E. Fick die erste Kontaktlinse.

Sonstige Brillen

Eine Sonderform der Brillen stellen die 3D-Brillen dar, die bei einigen stereoskopischen Verfahren benötigt werden. Diese sind primär keine Sehhilfe, sondern sorgen dafür, dass für jedes Auge das entsprechende stereoskopische Halbbild herausgefiltert wird.

Schutzbrillen sollen das Auge vor schädlichen Einflüssen, wie Chemikalien, Strahlung oder dem Funkenflug vom Schweißen, Löten und Flexen) schützen.

Bertolt Brecht unterschrieb gerne mit einer Ligatur aus zwei kleinen b's, die einer Brille ähnelt.

Siehe auch

  • Monokel
  • Kontaktlinsen
  • Prismenbrille
  • Sonnenbrille
  • Zwicker
  • Klosettbrille

Weblinks


Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!