Home > Augen > Brillen > Akkomodation Impressum

Akkomodation

Akkommodation (vom lateinischen accommondare = anpassen) ist die Fähigkeit zur Anpassung der Brechkraft des Auges, um Gegenstände in unterschiedlicher Entfernung scharf sehen zu können.

Durch eine Kontraktion des Ziliarmuskels (vom lateinischen Musculus ciliaris) im Strahlenkörper stellen sich geometrische Veränderungen im Auge ein, die die Gesamtbrechkraft des Auges um bis zu 15 Dioptrien erhöhen. Nicht immer kann die Akkommodation bewusst gesteuert werden.

Als Pseudoakkommodation wird die Fähigkeit bezeichnet, sowohl Gegenstände in der Ferne als auch in der Nähe ohne aktive Brechkraftänderung des Auges hinreichend scharf erkennen zu können.

Mechanismus

Zwei Theorien versuchen die aktive Brechkraftveränderung durch Akkomodation zu erklären:

  • Die etablierte Theorie von Helmholtz geht von einer Linsenverformung während der Akkommodation aus. Die elastische Augenlinse wird bei Fernblick durch den Zug der Zonulafasern an der Linsenkapsel in eine Ellipsenform statisch ausgespannt. Bei Akkommodation entspannen sich die Zonulafasern durch eine konzentrische Verengung des Strahlenkörpers. Die Linse verzieht sich dann durch die elastischen Kräfte der Linsenkapsel in ihre kugelförmigere Ruheform (mechanischer Memory-Effekt), was mit einer Zunahme der Brechkraft einhergeht.
  • Die neuere Schachar-Theorie geht von einer Vorverlagerung der Augenlinse bei der Akkommodation aus, welche ebenfalls einer Zunahme der Brechkraft des Auges herbeiführt. Diese Theorie wird durch dynamische Ultraschallbiomikroskopie gestützt.

Parallel zu der Anspannung des Ziliarkörpers führen beide Augen eine Konvergenzreaktion aus (beide Augen bewegen sich synchron jeweils zur Nase hin). Diese Konvergenzreaktion ist Voraussetzung für die Fusion der Seheindrücke beider Augen zu einem dreidimensionalen Seheindruck in der Nähe.

Akkommodationsbreite

Die maximal mögliche Brechkranftänderung wird als Akkommodationsbreite bezeichnet. Bei Kleinkindern beträgt sie ca. 14 Dpt. Bezogen auf die Gesamtbrechkraft des Auges von ca. 58 Dpt entspricht dies einer Variation von ca. 30%. Im hohen Alter fällt die Akkommodationsbreite auf Werte unter 2 Dpt bzw 4% ab. Dadurch vergrößert sich der Abstand, in dem Gegenstände noch scharf gesehen werden von ca. 10 cm auf 70 cm.

Ursächlich für die Abnahme ist eine im zunehmenden Alter herabgesetzte Elastizität der Linsenkapsel (Helmholz-Theorie) bzw. eine Linsenverdickung durch lebenslanges Wachstum der Linsenschale (Schacharttheorie).

Akkommodationsstörungen

Presbyopie

Fällt die Akkommodationsbreite unter etwa 6 Dioptrien (die Zeitung muss zum Lesen in über 35 cm Abstand gehalten werden) spricht man von einer Presbyopie.

Akkommodationslähmung

Der Musculus ciliaris wird von einem Nerven des parasympathischen Nervensystems innerviert (Nervus oculomotorius). Von manchen chemischen Stoffen wird diese Innervation gehemmt, was auch Zykloplegie genannt wird. Scharfes Sehen in der Nähe ist daher nach Einwirkung dieser Mydriatica für eine gewisse Zeitspanne nicht mehr möglich. Auch bei einer Schädigung des Nervus oculomotorius, in dem die parasympathischen Nervenfasern verlaufen stellt sich eine Akkommodationslähmung ein.

Akkommodationskrampf

Für scharfes Sehen ist eine Akkommodation bei weitsichtigen Augen bereits beim Blick in die Ferne erforderlich. Die Akkomodationsbreite reduziert sich daher um diese (unwillkürliche) Akkomodation zum Ausgleich der Weitsichtigkeit. Bei erheblicher Weitsichtigkeit oder bei einer durch eine zu starke Brille korrigierten Kurzsichtigkeit kann sich nach längerer Zeit ein Akkommodationskrampf einstellen. Dieser Zustand äußert sich in Kopfschmerzen und vorübergehendem Verschwommensehen. In solchen Fällen hilft eine optimal angepasste Brille auch Weitsichtigen mit guter Sehschärfe ohne Brille.

Konvergenzexzess

Als Konvergenzexzess wird ein Einwärtsschielen durch eine überschießende Konvergenzreaktion bei Akkommodation bezeichnet. Typischerweise sind weitsichtige Personen vergleichbar mit dem Akkommodationskrampf betroffen.

Behandlung

Eine einfache Lesebrille, eine Bifokalbrille oder Gleitsichtbrillen können die Presbyopie erfolgreich ausgleichen.

Es existieren ferner verschiedene Verfahren zum kosmetisch unauffäligen Ausgleich der Presbyopie, die allesamt auf Pseudoakkommodationsverfahren basieren

  • Monovision: ein Auge wird durch eine Kontaktlinse auf die Nähe abgestimmt
  • Multifokale Kontaktlinsen
  • Multifokale Intraokularlinsen
Seit 2000 werden auch Kunstlinsen implantiert,die durch minimale axiale Bewegung im Kapselsack eine Optik-Shift Akkommodation erbringen. Die Ergebnisse haben allerdings eine hohe Streubreite aufgrund zu vieler noch nicht bekannter Einflussfaktoren. Das Sehen wird bei solchen "akkommodativen" Intra Ocularlinsen nicht schlechter, als mit klassischen Kunstlinsen,allerdings ist die Vorhersagbarkeit der zu erzielenden Lesefähigkeit noch nicht ausreichend sicher.

Siehe auch: Emmetropie


Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!