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Leipziger Schule

Eine Leipziger Schule gibt es sowohl in den Kulturwissenschaften als auch in der Bildenden Kunst; beide haben nichts miteinander zu tun.

Kulturwissenschaften

Hier wird mit "Leipziger Schule" der kulturwissenschaftliche Stil einander nahe stehender Gelehrter der Universität Leipzig seit Anfang des 20. Jahrhundert verstanden.

Soziologie

Im engeren (und meist gebrauchten) Sinn umfasst sie in der Soziologie den Kreis von Gelehrten, den der Kulturphilosoph und Soziologe Hans Freyer an der Universität Leipzig um sich scharte. Freyer sah im Nationalsozialismus eine Chance zur Wirksamkeit; einige seiner Schüler waren auch politisch aktive Nazis. Freyers in der Jugendbewegung geprägte Haltung schloss - für seine Person - eine begrenzte ('bündische') Liberalität gegenüber Abweichern ein. Zu diesem Kreis können (alphabetisch) Arnold Gehlen, Gotthard Günther, Gunter Ipsen, Heinz Maus, Karl Heinz Pfeffer, Helmut Schelsky u. a. gerechnet werden.
Obwohl das Ideologie-Monopol der NSDAP eine universitäre Konkurrenz zu verhindern wusste, machten viele Angehörige dieser Schule - wenn sie nicht emigrierten (Günther) oder als Sozialisten eine Nische im 'Dritten Reich' suchen mussten (Maus) - bis 1945 durchaus schon eine universitäre Karriere. Als sich die Schule deswegen leerte, sah Freyer keine Zukunft für diesen Ansatz mehr und folgte (noch im Krieg) einem Ruf auf eine Gastprofessur an die Universität Budapest. 1945-47 lehrte er wieder in Leipzig, wurde aus dem Amt gedrängt und publizierte in Westdeutschland weiter (arbeitete auch beim Großen Brockhaus mit) und lehrte zuletzt noch als Emeritus an der Universität Münster.

  • Karl-Siegbert Rehberg: Freyer/Gehlen/Schelsky (Die Leipziger Schule), in: Dirk Kaesler (Hrsg.): Klassiker der Soziologie Bd.2, Beck´sche Reihe 1999. ISBN 3406420893
  • Karl-Siegbert Rehberg: Soziologische Denktraditionen, 2001. ISBN 3518290266

Psychologie

Auch in der Psychologie spricht man von einer Leipziger Schule. Dabei wird noch unterschieden zwischen
  • der "ersten Leipziger Schule" (Wilhelm Wundt mit seiner "Völkerpsychologie" (siehe auch Wundt-Laboratorium) und
  • der "zweiten Leipziger Schule" (Felix Krueger, Friedrich Sander)

Quellen

Einführend: Elfriede Üner, Der Einbruch des Lebens in die Geschichte. Kultur- und Sozialtheorie der >Leipziger Schule< zwischen 1900 und 1945, in: H. Lehmann / O. G. Oexle, Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften, Bd. I, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2004: 211-239, ISBN 3525358628

Bildende Kunst

Zu den bedeutendsten Vertretern der (unabhängig vom Vorangegangenen ebenso benannten) Leipziger Schule in der Bildenden Kunst gehören die Maler Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke, die im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts Professoren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig waren.

Ihre Nachfahren, die Malerei-Professoren Sighard Gille und Arno Rink, die bereits zu DDR-Zeiten Lehrer in Leipzig waren, gelangten seit 2004 mit dem internationalen Erfolg einer Reihe von Schülern zu neuem Ansehen. Maler wie Tim Eitel, Martin Kobe oder Matthias Weischer, die zuvor bei Gille und Rink studiert hatten, gelten seit ihren spektakulären Markterfolgen etwa in New York als Stars des Kunstmarktes. (Siehe auch: Neue Leipziger Schule, )

Weblink

Sighard Gille