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Ampicillin

Ampicillin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der ß-Lactam-Antibiotika (Penicilline) und wird aufgrund seiner Wirksamkeit gegen grampositive und gramnegative Erreger (auch gramnegative Stäbchen) als Breitbandantibiotikum bezeichnet.

Chemie

Ampicillin ist ein Aminopenicillin mit der Summenformel C16H18N3O4S.

Pharmakologie

Anwendungsgebiete

Breitbandpenicilline werden eingesetzt bei Infektionen aller Art, gegen die "herkömmliche" Penicilline unwirksam sind. Dazu zählen u.a. bestimmte Infektionen des Magen-Darm-Traktes, der Atemwege, des Gehörgangs, der Gallenwege und der Harnwege. Insbesondere sind sie geeignet zur Behandlung von Infektionen mit gramnegativen Stäbchen, die über eine natürliche Resistenz gegen Standardpenicilline verfügen.

Wirkungsmechanismus

Die bakteriozide (bakterienabtötende) Wirkung von Ampicillin beruht wie bei allen ß-Lactam-Antibiotika auf der Blockierung eines für die Ausbildung einer neuen Zellwand bei in der Teilungsphase befindlichen Bakterien notwendigen Enzyms, der D-Alanin-Transpeptidase, durch Anlagerung ihres ß-Lactamrings. Dies verhindert die vollständige Ausbildung der Zellwand und führt dadurch zum Absterben der Bakterien. Die Teilung menschlicher Zellen wird nicht behindert, weil die D-Alanin-Transpeptidase nur in Bakterien vorkommt.

Verträglichkeit, Nebenwirkungen

Ampicillin ist gegenüber anderen Breitbandpenicillinen wie dem Amoxicillin schlechter verträglich, da es von der Darmwand relativ schlecht aufgenommen wird, wodurch ein hoher Anteil des Wirkstoffes im Darm verbleibt und dort die verdauungsfördernde mikrobakterielle Besiedlung (Darmflora) schädigt.

Wie alle Penicilline kann auch Ampicillin eine Allergie auslösen, die bis zu einem (allerdings sehr selten auftretenden) anaphylaktischen Schock führen kann. Bei Anzeichen allergischer Reaktionen ist das Präparat sofort abzusetzen und ein Arzt zu konsultieren.

Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen. Sehr selten wurde von Hautveränderungen (Exanthemen), Blutbildveränderungen, entzündlicher Reaktion der Blutgefäße (Vaskulitis), interstitielle Nephritis der Nieren und Larynxödem an den Atemwegen berichtet.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln

Bei oralen Kontrazeptiva (zu deutsch: zu schluckenden Verhütungsmitteln; vulgo: der Pille) kann es durch die Beeinflussung der Darmflorazu einer herabgesetzten Aufnahme der Kontrazeptiva in das Blut kommen und damit zu einer verminderten Wirksamkeit.

Bakteriostatische Antibiotika (Antibiotika, welche die Erreger an der Vermehrung hindern), dürfen grundsätzlich nicht mit Penicillinen kombiniert werden, da sie deren Wirksamkeit einschränken. Der Grund dafür ist, dass Penicilline in der Teilungsphase der Bakterien eingreifen und somit keinen Angriffspunkt finden, wenn die Teilung durch bakteriostatische Mittel verhindert wird.

Indometacin, Phenylbutazon, Probenecid, Salicylate und Sulfinpyrazon führen zu einer verlängerten und erhöhten Konzentration von Penicillinen im Blut und sollten daher nicht zusammen mit Penicillinen eingenommen werden.

Gegenanzeigen

Penicillinallergie, Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Ampicillin.

Anwendung

Aufgrund der primären Aminogruppe ist Ampicillin im Gegensatz zu Benzylpenicillin (Penicillin G) auch oral applizierbar. Die Einnahme von Ampicillin erfolgt oral oder parenteral mehrfach täglich über einen Zeitraum von mehreren Tagen. Genauere Einnahmeanweisungen gibt der behandelnde Arzt.

Prognose

Die Prognose einer Antibiotika-Behandlung ist bei Vorliegen von nicht-resistenten Erregern als Krankheitsversachern im Allgemeinen sehr gut; meist kommt es schon wenige Stunden nach Therapiebeginn zu einer wesentlichen Besserung des Allgemeinbefindens und massiven Abnahme der Krankheitssymptome. Zu beachten ist allerdings, dass Antibiotika grundsätzlich mindestens 7-10 Tage nach Abklingen der Krankheitssymptome weiterhin eingenommen werden müssen, um die Entwicklung von Resistenzen und ein Wiederaufflammen der Krankheit zu verhindern. Ärztlichen Anweisungen ist Folge zu leisten.

Alternativen

Bei Vorliegen einer Penicillinallergie oder einer Resistenz oder Unempfindlichkeit der Erreger kann auf andere Antibiotika zurückgegriffen werden, die seltener Allergien auslösen (Cephalosphorine, Carbapeneme). Die Behandlung mit Breitbandantibiotika sollte unterbleiben, wenn bereits Penicilline der ersten Generation wirksam sind (z.B. Phenoxymethylpenicillin), um Resistenzentwicklungen zu verhindern und die Behandlungskosten niedrig zu halten. Statt Ampicillin wird heutzutage meistens Amoxicillin als Alternative verwendet, welches bei vergleichbarer Wirksamkeit eine bessere Verträglichkeit aufweist. Es existieren weitere Antibiotika mit abweichenden Wirkungsmechanismen, die auch gegen multiresistente Keime wirksam sind, bei denen Breitbandpenicilline versagen; deren Anwendung sollte jedoch aufgrund ihrer Rolle als Reserveantibiotika restriktiv gehandhabt werden und ist zudem aufgrund der fast immer parenteralen Applikation mit stationärem Aufenthalt verbunden.

Handelsnamen

  • Ampicillin STADA(R) Trockensubstanz, STADA
  • Ampicillin STADA(R) 1000 Tabletten, STADA
  • Ampicillin-ratiopharm(R) 250 TS Trockensaft, ratiopharm
  • Ampicillin-ratiopharm(R) 100 Filmtabletten, ratiopharm
  • Ampicillin-ratiopharm(R) Trockensubstanz für Injektionslösung, ratiopharm

Sonstiges, Anmerkungen

Ampicillin ist wie alle Antibiotika apotheken- und verschreibungspflichtig.

Molekularbiologie

Ampicillin eines der in der Molekularbiologie am weitesten verbreiteten Selektionsmittel. Es wird der Transformation von Vektoren in Bakterienzellen dem Nährmedium beigegeben, in dem die Zellen vermehrt werden sollen. Nur diejenigen Zellen können überleben, die bei der Transformation den Vektor aufgenommen haben, der die Ampicillin-Resistenz trägt.


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