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Gicht

Gicht nennt man auch das obere Ende eines Hochofens, siehe Gicht (Hochofen).


Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, welche einen erhöhten Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) zur Folge hat. Dadurch bilden sich Ablagerungen von Harnsäurekristallen (Urat) in verschiedenen peripheren Gelenken und Geweben. Eine veraltete und heute oft nur noch scherzhaft gebräuchliche Bezeichnung für die Fußgicht ist Zipperlein.

Akute und chronische Gicht

  • Der akute Gichtanfall beschreibt die hochakute Entzündung eines Gelenkes.
  • Der Begriff chronische Gicht wird bei Patienten mit Gelenkdestruktionen angewandt.
  • Uratkristalle und Harnsäurekristalle sind verschiedene Kristalle. Erstere bilden sich in den Gelenken bei Patienten mit Gicht. Letztere können die Grundlage von Nierensteinen bilden, sind jedoch nicht typischer Bestandteil von Nierensteinen Gichtkranker.

Symptome

  • Akut: Plötzliche starke Schmerzen in einem Gelenk, heftige Schmerzen bei Berührung, das Gelenk ist gerötet, stark geschwollen und überwärmt, allgemeine Entzündungszeichen wie Fieber, vermehrte weiße Blutkörperchen und erhöhte Harnsäurewerte, selten Kopfschmerzen.
  • Chronisch: Häufigere Schmerzattacken, Harnsäurekristallablagerungen in Gelenken, Gelenkdeformation, Nierensteine, Nierenversagen

Hyperurikämie

Man unterscheidet zwei Ursachen der Hyperurikämie: die primäre und die sekundäre Form. Die primäre Form tritt häufiger auf als die sekundäre. Die primäre Form ist eine Stoffwechselstörung. Sie entsteht durch eine Ausscheidungsstörung der Niere. In sehr seltenen Fällen kann auch eine Überproduktion von Harnsäure die Ursache sein. Bei der sekundären Form verursachen verschiedene Begleiterkrankungen den erhöhten Harnsäurespiegel.

Siehe auch: Lesch-Nyhan-Syndrom

Ursachen

In 95% aller Fälle liegt der Hyperurikämie eine Nierenfunktionsstörung zugrunde. Ursachen hierfür kann ein Diabetes sein, da über längere Zeit ein zu hoher Blutzuckerspiegel die Blutgefäße schädigt, wodurch die Nierenfunktion gestört wird. Außerdem schadet ein übermäßiger Alkoholkonsum, da Carbonsäuren mit der Harnsäure im Ausscheidungsmechanismus der Niere konkurrieren.

Im weiteren kann eine Störung des Purinstoffwechsels vorliegen. Meist liegt eine Störung des HGPRT (Enzym) in der Wiederverwertung der Purinbasen vor. Bei völligem Fehlen dieses Enzyms führt dies sogar zum Lesch-Nyhan-Syndrom.

Therapiemöglichkeiten

Akuter Gichtfall

Hindert Leukozyten (besonders Makrophagen) daran Harnsäurekristalle (Urat) aufzunehmen, wodurch diese nicht mehr in den Gelenken abgelagert werden.

  • Indometacin
Hemmt die Teile der Synthese von Prostaglandinen durch Hemmung eines Enzyms des Entzündungsstoffwechsels (Cyclooxygenase), was eine Schmerzsenkung und Entzündungshemmung zur Folge hat.

  • Cortison
Körpereigenes Hormon. Stärkster bekannter Entzündungshemmer (--> Nebenwirkungen! Wird verwendet, wenn alles andere versagt)

All diese Medikamente bekämpfen nur die Symptome!

Chronischer Gichtfall

  • Ernährungsumstellung
Aufnahme von purinreicher Nahrung vermeiden.

  • Urikosurika
Hemmen Rückresorption der Harnsäure in die Nieren und fördern damit deren Ausscheidung. Das sind im Einzelnen:
    • Benzbromaron
    • Probenecid
    • Sulfinpyrazon (außer Handel)

  • Urikostatika
Derzeit nur Allopurinol im Handel. Allopurinol konkurriert mit Zwischenprodukten des Purinstoffwechsels um das Enzym Xanthinoxidase (siehe Abbildung weiter oben) und bindet nach erfolgter Reaktion fest daran. Dadurch blockiert es das Enzym und wirkt dadurch als Inhibitor.

Harnsäurebildung durch Lebensmittel (Auswahl)

  • keine/wenig Harnsäure 0-50 mg/100g: Milch, Joghurt, Ei, Kürbis, Paprika, Kartoffel, Apfel, Vollkornbrot, Weißbrot, Emmentaler Käse
  • mittlere Harnsäuremenge 80-150 mg/100g: Schollenfilet, Bierschinken, Muskelfleisch (Rind, Schwein, Huhn, Wild), Erbsen
  • hohe Harnsäurekonzentration über 200 mg/100 g: Forelle, Hering, Sprotten, Grillhähnchen, Leber, Niere, Kalbsbries


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