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Luftrettung

Die Luftrettung ist der Einsatz von Luftrettungsmitteln, also Rettungsmitteln über den Luftweg, in der Notfallmedizin. Die Luftrettung kommt dann zum Einsatz wenn aufgrund der Lage ein schnelleres Eingreifen als durch bodengebundene Rettungsdienst möglich ist. Das kommt meist in ländlichen Gebieten vor, wo dann ein Rettungshubschrauber verwendet wird; so fliegen aber z.B. in Australien im Outback der Flying Doctor Service Notfall- und auch normal ärztliche Einsätze.

Vor- und Nachteile

Aufgrund der Einschränkungen des Hubschraubers (Nachts nur sehr bedingt einsetzbar, keine Flüge bei Nebel oder Eisregen) versteht sich das System der Luftrettung als sinnvolle Ergänzung zum bodengebundenen Rettungsdienst, nicht jedoch als Ersatz oder gar Konkurrenz. Der wesentliche Vorteil des Hubschraubers ist seine enorme Flächenwirkung aufgrund der Schnelligkeit, die heutigen Hubschraubertypen fliegen im Schnitt mit etwa 240 km/h.

Ob der Transport dabei im Rettungswagen erfolgt (der durch das Hinzusteigen des Notarztes zum Notarztwagen wird) oder im Hubschrauber erfolgt, hängt von mehreren Faktoren ab. Der Faktor Zeit spielt dabei eine Rolle, jedoch auch der Zustand des Patienten. So wird man beispielsweise einen Patienten mit Herzinfarkt nur sehr ungerne fliegen, da die psychische Belastung eines Fluges als höher einzuschätzen ist, als eine Fahrt im Notarztwagen. Außerdem sind die Interventionsmöglichkeiten im Hubschrauber - bei auftretenden Komplikationen - aufgrund der Enge sehr begrenzt. Der Hubschrauber selbst stellt eine weitgehend erschütterungsfreie, jedoch sehr beengte Intensivstation dar. Daher werden meist alle erforderlichen Maßnahmen zur Versorgung des Patienten vor Beginn des Fluges getroffen, da die Zugriffsmöglichkeiten während des Fluges eingeschränkt sind. Insbesondere die Verständigung mit dem Patienten ist aufgrund der Fluggeräusche extrem eingeschränkt.

Einsatzarten

Primäreinsatz

Das Heranführen des Notarztes und Rettungsassistenten zum Notfallort zum Durchführen lebensrettender Maßnahmen und zur Herstellung der Transportfähigkeit wird als Primäreinsatz bezeichnet.

Das Transportieren von Notfallpatienten in das nächste geeignete und aufnahmebereite Krankenhaus unter Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit und Vermeidung weiterer Schäden fällt ebenfalls unter den Begriff Primäreinsatz.

Beim Primäreinsatz ist noch zu unterscheiden, ob der Patient im Zuge einer Außenlandung aufgenommen werden kann, oder der Verunglückte von einer Stelle versorgt und transportiert werden soll, wo die Helfer abgeseilt werden müssen und dann wieder gemeinsam im Flug aufgenommen werden müssen. Dies ist vor allem in unwegsamen Gelände der Fall. Dabei ist auch manchmal ein Transport bis zu einem geeigneten Außenlandeplatz an einem Tau notwendig, wo der Gerettete entweiter erst eingeladen werden kann oder einem erdgebundenen Fahrzeug übergeben werden kann

Sekundäreinsatz

Merkmal des Sekundäreinsatzes ist, dass der Einsatzort ein Krankenhaus ist. Beim Sekundäreinsatz geht es um eine Weiterverlegung eines medizinisch versorgten intensivpflichtigen Notfallpatienten aus einem Krankenhaus (mit weniger Versorgungsmöglichkeiten) in ein anderes, spezialisierteres Krankenhaus mit erweiterten Interventionsmöglichkeiten (z.B. Herzkatheter, spezielle Operationen usw.).

Tertiäreinsatz

Aber auch Blut, Medikamente, Transplantate und Amputate werden in seltenen Fällen geflogen. Diese Einsatzart wird mitunter auch als Tertiäreinsatz bezeichnet.

Dual Use

Mitunter werden die Maschinen aber auch sowohl für Rettungseinsätze, als auch Intensivverlegungsflüge eingesetzt (als RTH/ITH, sog. dual use).

Besatzung

Besetzt werden die Hubschrauber entweder zu dritt, mit einem Piloten, einem Notarzt und einem HEMS Crew Member oder zu viert (wie zuvor, zusätzlich noch mit einem Bordtechniker oder zweiten Piloten).

Luftrettung in Deutschland

DIN-Normen definieren folgende Begriffe für den Hubschraubereinsatz:
  • Rettungshubschrauber (RTH): Ein zur Durchführung von Primäreinsätzen im Rettungsdienst für notfallmedizinische Aufgaben ausgerüsteter und ausgestatteter Hubschrauber. Er führt auch Sekundäreinsätze im regionalen Bereich durch.
  • Intensivtransporthubschrauber (ITH): Ein für den Transport intensivüberwachungs- und intensivpflichtiger Patienten ausgerüsteter und ausgestatteter Hubschrauber. In Ausnahmefällen kann er auch für die Durchführung von Primäreinsätzen von der Leitstelle herangezogen werden.

Weitere Formen von medizinisch ausgestatteten Hubschraubern sind:

  • Großraum-Rettungshubschrauber (GRH): primär für militärische Einsätze gedacht, aber auch bei zivilen Katastrophen und Großunfällen einsetzbar
  • Notarzteinsatzhubschrauber (NEH), kleinerer Hubschraubertyp der verringerte Ausrüstung mit sich führt, dient nur der schnellen Zubringung eines Notarztes, vergleichbar einem Notarzteinsatzfahrzeug. Es kommt mittlerweile deutschlandweit nur noch ein NEH zum Einsatz.
  • Als Ambulanzhubschrauber (AHS) werden gelegentlich Hubschrauber bezeichnet, welche im Regelfall für kommerzielle Luftfahrtdienstleister im Einsatz sind und nötigenfalls eine medizinische Ausstattung erhalten können. Aufgrund der Umrüstzeiten und nicht genormten Charakteristika kommen AHS im Regelfall ausschließlich zum Einsatz um Nicht-Notfallpatienten luftgebunden zu verlegen. Da dies nicht Teil der Notfall-Luftrettung als Bestandteil des Rettungsdienstes ist, werden die AHS aber oftmals nicht als Bestandteil der Luftrettung gewertet. Sie sind auch nicht Teil der öffentlich-rechtlichen Luftrettung Deutschlands. Viele medizinische Fachgremien (z.B. "Konsensgruppe Luftrettung" des Ausschusses "Rettungswesen") sehen keine medizinische Indikation für AHS-Einsätze und lehnen deren Vorhaltung deswegen ab.

Geschichte

Die Etablierung der Luftrettung in Deutschland resultierte aus den erschreckend ansteigenden Zahlen der Unfalltoten Ende der sechziger Jahre. Diese war wesentlich auf die Proliferation des Automobilverkehrs bei schwacher Ausprägung der Sicherungsvorkehrungen zurückzuführen. Zudem war es dem noch strukturell eher schwachen Rettungsdienst und den Feuerwehren in vielen Fällen nicht möglich, die Einsatzstellen innerhalb einer aus medizinischer Sicht akzeptabler Zeitspanne zu erreichen. Als zusätzliche Schwierigkeiten ergaben sich Schwächen in der damaligen Organisation der präklinischen Notfallmedizin. Den Rettungsdiensten kam in erster Linie eine Transportfunktion zu, während vor Ort kaum medizinische Maßnahmen ergriffen wurden. Eine erhebliche Mortalität der Patienten war die Folge.

Aufgrund dieser Fakten wurden Ende der sechziger Jahre erstmals Feldversuche im Einsatz von Hubschraubern zur Notfallrettung nach Unfällen durchgeführt. Internistische Indikationen wie der Herzinfarkt oder der apoplektische Insult (Schlaganfall) wurden dabei als Einsatzbereich für Hubschrauber-Notfallrettung noch nicht bedacht. Aufgrund teils beachtlicher Erfolge der Feldversuche organisierte Dr. med. Hans Burghart ab Pfingsten 1970 zunächst zusammen mit der Bundeswehr, die einen Hubschrauber vom Flugplatz Unterschleißheim stellte, an den Wochenenden und in den Ferien einen luftgebundenen Notarztdienst. Als sich die Bundeswehr aus wirtschaftlichen Gründen zurückziehen mußte, sprang der ADAC in die Bresche. So begann der erste Dauerbetrieb eines Rettungshubschraubers in Deutschland am städtischen Krankenhaus München-Harlaching als Christoph 1 am 1. November 1970.

Es folgte im November 1971 die Einrichtung eines sogenannten Test-Rettungszentrums der Bundeswehr in Ulm. Die Luftwaffe stellte in Kooperation mit dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm einen notfallmedizinisch ausgerüsteten Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D dem zivilen Rettungsdienst zur Verfügung. Ab Ende 1971 beschaffte dann auch das deutsche Bundesinnenministerium aus Mitteln des erweiterten Katastrophenschutzes Hubschrauber. Diese wurden für den Zivilschutz und den Rettungsdienst ausgerüstet und so den Bundesländern als Ausstattungspotential zur Verfügung gestellt. Die Länder setzen diese Hubschrauber in ihrem Rettungsdienst ein.

Am 19. März 1973 stationierte die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. in Stuttgart einen Rettungshubschrauber vom Typ Alouette III.

1974 stellte der Begründer der deutschen Luftrettung Dr. Hans Burghart auf einem Kongress in den USA die deutsche Luftrettung vor und erntete Erstaunen - so eine Lösung gab es in dem Flächenstaat noch nicht. Die Idee fand jedoch sehr schnell Anklang.

Diese vier genannten Institutionen sind bis heute in der Luftrettung aktiv. Weitere Anbieter sind im Laufe der Zeit hinzugekommen, das Standortnetz wurde stetig erweitert. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde in den neuen Bundesländern nach westdeutschem Vorbild innerhalb nur weniger Jahre ebenfalls ein Luftrettungsnetz aufgebaut.

Bislang waren die Rettungshubschrauber der öffentlich-rechtlichen Luftrettung stets gedacht als Ergänzung des bodengebundenen Notarztsystems. In jüngster Zeit zeichnet sich ab, dass in einigen Gebieten aufgrund struktureller Probleme der präklinischen Notfallmedizin Hubschrauber schon fast zu einem Teil der rettungsdienstlichen Regelversorgung geworden sind. Zudem wird der Ruf nach mehr nachtflugbereiten Stationen lauter. Es bleibt abzuwarten, in wie fern diese Entwicklungen Einfluss auf das Einsatzspektrum der Hubschrauber haben werden.

Betreiber

In Deutschland ist der Rettungsdienst Ländersache und wird daher durch Ländergesetze geregelt. Zur Durchführung der Luftrettung greifen die Länder dabei auf unterschiedliche Organisationen zurück.

Derzeit gibt es 52 Rettungshubschrauber-Stationen in Deutschland (Stand: September 2004, Quelle: http://www.rth.info/ ), welche in erster Linie in die primäre Luftrettung eingebunden sind. Das bedeutet, dass sie hauptsächlich als schneller Notarzt-Zubringer und Ersatz eines Notarzt-Einsatzfahrzeugs genutzt werden. Hinzu kommen die Intensiv-Transport-Hubschrauber der Sekundärluftrettung sowie weitere Hubschrauber, wie etwa die des militärischen Such- und Rettungsdienstes. Sie haben nicht die Primärluftrettung als offiziellen vorrangigen Auftrag, können aber in der Regel auch dazu genutzt werden, wenn erforderlich.
Anzahl Betreiber (Stand: November 2004)
26 ADAC Luftrettung GmbH
15 Bundesministerium des Innern (mit für den Katastrophenschutz beschafften Hubschraubern)
18 Deutsche Rettungsflugwacht e.V. (DRF) der Björn-Steiger-Stiftung
2 Bundeswehr
1 Elbe Helicopter Rainer Zemke GmbH & Co. KG, Bautzen (Tochter des ADAC)
1 Internationale Flugambulanz (IFA), Leipzig (RTH und ITH)

Ausführliche Beschreibungen der einzelnen Betreiberfirmen und -institutionen siehe auch http://www.rth.info/betreiber.frame.htm Eine Liste der Standorte mit Details und Fotos findet sich auf http://www.rth.info/stationen.tab.htm

Finanzierung

Die Finanzierung wird in Verträgen mit dem Bundesland und den Kostenträgern (Krankenkassen) geregelt. Die Investitionen und die laufenden Kosten trägt in der Regel der Betreiber und/oder das Land, die Kosten für medizinische Versorgung und den Transport werden von der Krankenversicherung des Patienten erstattet.

Luftrettung in Österreich

In Österreich werden RTH als Notarzthubschrauber (NAH) bezeichnet und vom ÖAMTC und vom Roten Kreuz betrieben. Sie werden sowohl bei Verkehrsunfällen als auch bei Akuterkrankungen und bei Alpinunfällen eingesetzt. Alarmiert werden sie jeweils über die Alarmzentralen des Roten Kreuzes. siehe dazu: Christophorus Flugrettungsverein Weiters gibt es noch einige private Firmen, wie ARA oder SHS-Helicopter, die einige Hubschrauber betreiben.

Historisches

Die erste Luftrettung in Österreich wurde bereits während des zweiten Weltkrieges mit einem Fieseler Storch durchgeführt. Die eigentliche Luftrettung begann mit Flächenflugzeugen im Jahr 1954 durch das Innenministerium. Es dauerte aber noch bis 1982, bis gesetzlich beschlossen wurde, in Österreich ein flächendeckendes Netz einzuführen.

Luftrettung in der Schweiz

In der Schweiz werden Rettungshubschrauber mehrheitlich von der Schweizerischen Rettungsflugwacht (kurz "Rega"),einer gemeinnützigen privaten Stiftung für Luftrettung oder deren Partnergesellschaften betrieben. Die Ausnahme bildet der Kanton Wallis, indem die Air Zermatt oder die Air Glaciers für die Luftrettung zuständig ist.

Die Rega und ihre Partner können in der Schweiz über die Alarmnummer 1414 angefordert werden.

Luftrettung in Asien

Internationale Projekte in Europa

Es gibt Projekte, an denen Organisationen mehrerer Staaten beteiligt sind. Zu nennen sind in diesem Kontext besonders:

  • Christoph Europa 1, der von Aachen-Merzbrück aus Einsätze in Deutschland, Belgien und den Niederlanden fliegt
  • Christoph Europa 2, der in der Stadt Rheine stationiert ist und auch in den Niederlanden problemlos aktiv werden kann
  • Christophorus Europa 3 fliegt seit 2002 als europaweit erster Notarzthubschrauber, der von zwei Ländern gemeinsam organisiert wird, nämlich von Bayern und Oberösterreich.
  • Christoph 9 aus Duisburg fliegt bei Bedarf auch in den Niederlanden.
  • Lifeliner 3 aus Nijmwegen (Niederlande) fliegt bei Bedarf auch in Deutschland.
  • Lifeliner Europa 4, der in Groningen (Niederlande) an einem dortigen Klinikum steht, und auch für Einsätze in Deutschland angefordert werden kann.

Siehe auch

  • Rettungshubschrauber
  • Intensivtransporthubschrauber
  • Notarzt-Einsatz-Hubschrauber
  • Rettungsdienst

Weblinks