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Gehörknöchelchen

Die drei Gehörknöchelchen (Ossicula auditus) Hammer (Malleus), Amboss (Incus) und Steigbügel (Stapes) befinden sich im Mittelohr. Sie nehmen die Schwingungen des Trommellfells auf und leiten sie an das ovale Fenster des Innenohres weiter.

Funktion

Um das flüssigkeitsgefüllte Innenohr zu Schwingungen anzuregen, sind wesentlich höhere Drücke am ovalen Fenster erforderlich als sie am Trommelfell auftreten. Die Gehörknöchelchen sind deshalb als Hebelsystem ausgebildet, welches niedrige Drücke und hohe Auslenkungen am Trommelfell umsetzt in hohe Drücke und niedrige Auslenkung am ovalen Fenster. Die Anpassung der Trommelfellschwingungen an die Eigenschaften des Innenohres ist im Normalfall optimal: Nahezu die gesamte Schallleistung, die im Gehörgang anzutreffen ist, wird an das Innenohr weitergegeben.

Mit Hilfe von zwei kleinen Muskeln kann der Auslenkungsgrad verändert werden. Der Musculus tensor tympani setzt am Hammer an und spannt das Trommelfell. Der Musculus stapedius setzt am Steigbügel an und verkantet die Steigbügelplatte im ovalen Fenster. Hierdurch verschlechtert sich die Ankopplung zwischen Trommelfell und Innenohr. Die Auslenkungen der Gehörknöchelchen sinken, der Schalldruck wird zum Teil nicht mehr auf das ovale Fenster, sondern an die umliegenden Knochen weitergegeben. Hierdurch erreicht nicht mehr die gesamte Schallleistung das Innenohr, sondern wird zum Teil am Trommelfell reflektiert und zum Teil in die umliegenden Knochen weitergeleitet. Dies schützt in gewissen Grenzen das Innenohr vor einer Schädigung durch zu hohen Schalldruck.

Entwicklungsgeschichte

Die Gehörknöchelchen gelten als ein charakteristisches Merkmal aller Säugetiere und leiten sich entwicklungsgeschichtlich vom Kieferapparat ab. Der Steigbügel ist bereits zu Beginn der Tetrapodenevolution (bei frühen Amphibien) zu finden. Er ist das einzige Ohrknöchelchen bei Amphibien, Reptilien und Vögeln und wird hier auch als Columnella bezeichnet. Bei Fischen ist es, als sogenanntes Hyomandibulare, noch Bestandteil des Unterkiefers.

Die beiden anderen Knöchelchen treten fossil zuerst bei der Säugetierart Hadrocodium wui aus dem Erdzeitalter des Jura auf. Bei den anderen Wirbeltieren bilden sie als Articulare und Quadratum noch das (primäre) Kiefergelenk, welches bei den Säugetieren während der fetalen Entwicklung durch ein an anderer Stelle entstehendes, sekundäres Kiefergelenk ersetzt wird.