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Hypothyreose

Unter einer Hypothyreose versteht man eine Unterfunktion der Schilddrüse, eine mangelnde Versorgung mit den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin (Abk.: T3) und Tetraiodthyroxin (T4). Das Gegenteil, eine Überversorgung mit Schilddrüsenhormonen, wird als Thyreotoxikose bezeichnet.

Fast immer liegt eine zu geringe Produktion der Hormone in der Schilddrüse selbst vor (primäre H.). Selten fehlt das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH, welches in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) produziert wird (sekundäre H.).

Raritäten sind tertiäre Hypothyreosen, die entweder durch Fehlen des thyrotropine releasing hormones TRH, mit dem der Hypothalamus oberhalb der Hirnanhangdrüse diese normalerweise anregt, oder durch eine Unterbrechung des Portalgefäßsystems zwischen Hypothalamus und Hypophyse (Pickardt-Syndrom) gekennzeichnet sind. Ebenso selten ist eine periphere Hormonresistenz, bei der die Körperzellen unzureichend auf T4 und T3 ansprechen.

Schweregrade

Als subklinische H. bezeichnet man veränderte Laborwerte, die noch nicht mit Symptomen einhergehen.

Davon zu unterscheiden ist die latente H., die mit Symptomen einhergehen oder asymptomatisch sein kann. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß die TSH-Aktivität im Blutserum erhöht ist, die peripheren Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) aber normal sind. Die Grenze, ab der ein erhöhter TSH-Spiegel behandlungsbedürftig ist, wird derzeit heftig diskutiert. Bei der manifesten H. sind dagegen sowohl die TSH-Aktivität als auch die Plasmaspiegel der peripheren Schilddrüsenhormone pathologisch.

Eine H. mit klinischen Beschwerden ist immer behandlungsbedürftig. Die schwerste und lebensbedrohliche Form ist das hypothyreote Koma.

Ätiologie und Epidemiologie

Es gibt angeborene H., meist durch Aplasie oder Dysplasie der Schilddrüse, oder bei angeborenen Mutationen, die Enzymdefekte hervorrufen.
Iodmangel bei der Mutter kann eine angeborene H. des Kindes bedingen. Die angeborene H. kommt unter 3000 Geburten einmal vor. Sie wird beim Neugeborenen-Screening am 3. Lebenstag gesucht und muss bis ca. 10-14 Tage nach Geburt durch Gabe von Schilddrüsenhormonen behandelt werden ansonsten sind bleibende Schädigungen des Kindes unvermeidbar.

Entzündliche Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow sind ebenfalls angeborene und erblich bedingt, sie brechen aber nicht sofort nach der Geburt aus.
Meist beginnen sie im Jugendalter, oder bis zum ca. 60 Lebensjahr.
Bei Hashimoto ist die bevorzugte Altergruppe zwischen 30 und 60 jahren, in dem die Krankheit zum Ausbruch kommt.
Frauen sind vier bis zehnmal häufiger betroffen als Männer.

Erworbene H. sind meistens die Folge einer akuten oder subakuten Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis, z.B. , Ord-Thyreoiditis ).
Die operativer Entfernung, Bestrahlung oder Radioiodtherapie der Schilddrüse wegen Überfunktion oder Krebs bewirkt ebenfalls eine H.
Schliesslich kann eine Überdosierung von schilddrüsenhemmenden Medikamenten vorliegen.

Unter den erwachsenen Deutschen sind je nach Schätzung 0,25 % - 1 % betroffen.

Symptome

Die Beschwerden sind außerordentlich vielgestaltig. Meist besteht eine Leistungsminderung, Schwäche, Antriebsmangel, Müdigkeit, leichtes Frieren. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann ebenfalls eine Depression hervorrufen. Ältere Patienten klagen über depressive Stimmungen und Gedächtnisminderung. Chronische Verstopfung ist häufig. Das Körpergewicht nimmt zu. Herzbeschwerden, Haarausfall, Appetitlosigkeit und andere Symptome sind möglich. Das typische Myxödem - ist eine ödematös-teigige Verdickung der Haut - fehlt meistens. Trockene, rauhe Haut, tiefe Stimme, langsame Sprache, Schwellung der Lider und des Gesichtes, Verlangsamung des Pulsschlages und der Reflexe können beobachtet werden.

Die Schwierigkeit der Diagnose besteht in der Vielfalt und Vagheit der Symptome. Merkspruch für die Ärzte: "Sobald Sie an die Schilddrüse denken, ist das Problem beseitigt."

Zur Diagnosesicherung dienen Laboruntersuchungen am Venenblut, Szintigrafie und Sonografie.

Therapie

Die Behandlung besteht in lebenslanger Gabe von Schilddrüsenhormon. Die Dosis muss individuell festgelegt werden. Es wird mit einer anfänglich niedrigen Dosis Schiddrüsenhormon - meist 25 Mikrogramm - begonnen. Diese Dosis wird über einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen bis 3 Monaten eingenommen.

Schildrüsenhormonpräperate sind Spiegelmedikamente, das bedeutet erst nach einem Zeitraum von 14 Tagen hat sich der Blutspiegel durch die Einnahme des Medikaments maßgeblich verändert. Die erste Kontrolle nach Schilddrüsenhormongabe erfolgt im Schnitt nach 14 Tagen.
Ist ein normaler Pegel noch nicht erreicht, wird die Dosis um zumeist weitere 25 Mikrogramm erhöht. Das erhöhen der Dosis auf die richtige Einstellung dauert bis zu sechs Monaten.
Bei Patienten die emfpindlich auf Hormone reagieren, kann es bei der Einstellung, vom Beschwerdebild her, zu Überfunktionssymptomatiken kommen.
Die Ursache liegt darin, daß der Körper sich an die Unterunktion "gewöhnt" hatte und eine Hormonsteigerung, die er dringend benötigt, erst einmal als "fremd ansieht". Diese Symptomatik legt sich aber nach zwei bis vier Wochen.
Sollte sie sich danach nicht legen, so ist die Hormoneinstellung evtl zu hoch und muß reduziert werden.

Nach wiederum 6 Wochen bis 3 Monaten erfolgt eine Kontrolle der Schilddrüsenhormone. Dieses Vorgehen wird so lange wiederholt, bis ein normaler Stand der Schilddrüsenhormone erreicht ist.
Danach sind halbjährliche Blutkontrollen erforderlich und je nach Ursache der Schilddrüsenerkrankung, eine Sonographie der Schilddrüse.

Das Einschleichen der künstlichen Schilddrüsenhormone ist sehr wichtig. Die Wirkung der Schilddrüsenhomone tritt nicht sofort ein. Daneben existiert ein Depoteffekt - das eingenommene T4 = Levothyroxin wird nicht sofort verbraucht. Das t3 Liothyronin, steht dem Körper sofort aktiv zur Verfügung.
Darum gibt es unterschiedliche Schilddrüsenhormonpräperate. Einmal die reinen T4-Medikamente, dann die reinen T3-Medikamente und die Mischform aus T3 und T4.
Welches Präperat für wen am besten geeignet ist, stellt man im Verlauf der Therapie fest.
Oft geht es mit reinem T4 nicht so gut, wie mit Mischpräeraten und umgekehrt. Das ist ganz idividuell einzustellen, je nach Patient.

Die Kosten für Schildrüsenpräperate werden von den Krankenkassen übernommen

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Weblinks


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